Freitag, 30. März 2007

Blau

Keine andere Farbe hat wohl so viele Nuancen zu verschenken. Wer viel reist, kennt blaue Himmel zuhauf, die eben nicht einfach blau sind. Nie habe ich wohl das vollkommene Blau schon gesehen, denn immer wieder überrascht mich der Himmel aufs Neue, er, der er dann mein Himmel wird und ist. Das Gegenteil des blauen Himmels ist das Nebelgrau, das niemals die Kraft der Auslöschung meiner Erinnerung an das Blau bekomen darf. Das Weiss der Wolken hingegen ist nicht wirklich eine Bedrohung für das Himmelblau. Vielmehr ist es so, dass die scharfen Kontraste zwischen Wolkenweiss und Himmelblau einander noch schöner machen. Was wäre das Licht ohne die Schatten? Das Himmelsspiel, für seinen Tanz haben wir die Spiegel erfunden, weil uns der Schöpfer darauf hingewiesen hat, durch die Spiegelung der Himmelswolkenzüge in den klarsten und reinsten Gewässern. Das sich spiegelnde Blau vertieft den See, ohne dass uns seine grundlose Tiefgründigkeit ängstigen würde.
Wenn an meinen Gegenpolen, zu den tiefsten Gründen wie in den höchsten Sphären dieses wundervolle Blau zuhause ist, wie könnte mir dann angesichts des Lebens nicht das Herz vor Freude und Dankbarkeit aufgehen?
Blau ist erfrischend, es kühlt, aber es lässt mich nicht frieren, so lange es nicht dunkel wird oder zu Eis erstarrt. Blau ist das Wasser auf der Erdenkugel, und was in ihm ruht, lebt und unter uns leidet, wissen wir nicht, die wir den Abfall der Welt hineinschütten, bis dieses blau grau zu stinken beginnt.
Blauäugig sind wir, je weniger wir den Himmel sehen…

Strand

Ich sehe zuerst nur eine Schaumkrone, die Welle, die sich überschlägt, in sich zusammen fällt. Unsichtbare Kraft, das Rauschen, als käme es von nirgendwo und verhallte stets ohne jemals zu verklingen.
Ich rieche Salz und ich fühle Sehnsucht. Das Meer und seine Weite - es fehlt mir in meiner alpenländischen Enge. Ich mag dabei vor allem den rauhen Charakter des Strandes. Karibik-Palmen haben da nichts verloren. Zum Rauschen gehören vielmehr Wolken - und kühle, klebrige Frische zwischen den Zehen, ein Wind, der an der Jacke ruckelt und zerrt.
Die Sonne steht wie eine Schlierenfäden zeichnende Fee hinter Milchglas am Horizont und bringt ein nächstes, anderes Wetter mit. Nirgends verspricht die Welt so viel ständige Veränderung und bleibt sich doch so gleich, wie eben am Meeresstrand. Ich fühle mich geerdet und blicke in die Ferne, ohne wirklich hinaus treten zu wollen. Es ist, als würde mir dieser Stand am Wasser, die wogende tiefe Weite vor mir erst verdeutlichen, wie schön es ist, eine Wurzel zu haben, die gleichwohl in der nächsten Ebbe fortgespült werden kann.
Ich stehe auf Treibsand. Da hocke ich mich lieber hin. Selbst der sicherste Boden lebt sich eben von uns fort, verändert sich, stirbt und wird neu, immer wieder. Warum legen wir Teer über die Erde? Wir können noch so schnell über sie hinweg fliegen, wir kommen doch nicht von ihr los. Wir verlieren sie vielleicht, aber wir gewinnen niemals etwas anderes.
Die Boote am Strand, wetterig genarbt, die Salzluft in Fruchen im Holz vergraben, Seetang an den blättrig abgespreizten Farbresten. Nichts ist für ewig, alles bleibt ein Werden und Gehen. Der Mond wartet schon über der Düne, die Sonne verbleicht im schwarz werdenden Wasser. Es ist Zeit für Nahrung. Und einen guten langen tiefen Schlaf.

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