Donnerstag, 26. April 2007

Küchendienst

Als Junge hat man ihn, und er spurt die männliche Pseudo-Affinität zur hausmütterlichen Kochbereitschaft vor, die da heisst: Ehre Deiner Frau Arbeit und greif zumindest Sonntags zur Abwaschbürste. Oder zumindest zum Leinentuch zum Abtrocknen. Denn mit Geschirrspüler war da noch nichts, und auch heute sollte Mann nicht behaupten, dass es überhaupt keines Trockenreibungseinsatzes in der Küche bedarf, will er sich nicht als kompletter Chauvi und Dilettant outen.
Aber Küchendienst ist mir längst nicht mehr unlieb, habe ich doch eine Frau, die eine Zauberin zwischen und in den Kochtöpfen ist, und ich habe das Zudienen als Küchengehilfe richtig lieben gelernt. In der Zubereitung einer gemeinsamen Freude, dem Essen eben, sich zusammen finden, den Alltag sprich Werktag dabei abschütteln, den Tag besprechen und erzählen und dann den Feierabend einläuten, was gibt es Schöneres, als dies im Duft eines entstehenden Festmahls zu tun und Hand in Hand zu erleben, wie gemeinsame und geteilte Arbeit zu einer gemeinsamen Freude wird?
Selten haben wir für eine grosse Blase gekocht. Mit einer Ausnahme: Das Dorffest in der Turnhalle mit Mah-Meh für 200 Personen...
Rühren in Bottichen so gross wie Badewannen...
Aber ich habe sie immer bewundert und geliebt, die Köche in den Ferienlagern, die mit ihrer Crew selbstlos und still die einzelnen Skitage mit einem feinen Essen noch abgerundet haben. Auch als Knirps habe ich es fertig gebracht, in die Küche zu huschen, wenigstens einmal in der Ferienwoche, und dort kund zu tun:
"Tanke viil mahl, isch suuper fein gsii."
Und manchmal denke ich: So einmal für eine grosse Blase eine Woche lang oder so die Kochtöpfe schruppen oder die Karotten und Kartoffeln schälen - für mehr reicht mein Können nicht - das wäre eine Form der Danksagung, die mir sogar noch Befriedigung verschaffen würde.
Kinder können mit Ihrer selbstvergessenen Hingabe an Spiel und Sport Dich so viel lehren. Wem geht nicht das Herz auf, wenn er sich an diese Momente zurück erinnert, als er selbst nur einfach Kind war?
Wir sind "die besseren Erwachsenen", wenn wir uns an solche Dinge erinnern. Da bin ich ganz sicher.

Kontaktanzeige

Kontaktanzeigen verraten nicht nur eine ganze Menge über die Menschen, die sie schalten. Sondern auch über das Medium, in dem sie stehen. Wobei ich jetzt mal bei den Zeitungen bleiben will. Besonders widerlich ist mir da die unverholene Masche der NZZ-LeserInnen in der Schweiz. In keinem anderen Printmedium finden sich in der entsprechenden Rubrik so viele Heiratsvermittlungsinstitute, die nach dem Motto funktionieren: Ich suche Dir, Frauchen, für viel Geld den betuchten Akademiker zwecks Einheiratung in einen Goldstallkäfig, Stil und Bildung garantiert.
Und dabei gleich ad absurdum geführt.
In Lokalblättern eher traurig sind die Beispiele der Kategorie "sympathische warmherzige aufgestellte Frau aus Südamerika, jung, Superfigur, sucht den anständigen Schweizer Mann mit ebensolchem Pass zwecks schnellem Schuss zwecks Eheschluss.
Oder die Frauen mittleren Alters, die, zwangsläufig, den kinderliebenden Partner, bitte ungebunden, suchen...
Ein Kontaktanzeigenmarkt ist der Markt unserer Lebensträume auf bescheidenem Niveau, was deren Tiefe, nicht aber deren Sicherheiten betrifft.
Wo trifft sich mehr gemischte Lebenserfahrung als auf diesen Seiten?
Und wo ist eben diese Erfahrung gegen alle Sehnsucht chancenloser?

Und doch ist der Mut zur Liebe immer wieder stärker, und es ist gut, dass die Menschen freier geworden sind, jede Möglichkeit zu prüfen, um Kontakte zu knüpfen. Und auch hier macht das Internet so windige Institute, wie oben erwähnt, überflüssig.
Leider sind die schlechten Efahrungen auch hier im Interent im Zeitraffer noch viel schneller zu machen als anderswo. Und ganz schlimm wird es dann, wenn virtuelle Gaukler einen Weltersatz anbieten, dem sie real nie entsprechen könnten, ja nicht mal wollen.
Aber damit sind wir dann eher bei den Chats angelangt, den Kontaktanzeigen, bei denen die Worte laufen lernen, ohne dass die Ehrlichkeit zwangsläufig dem Tempo zu folgen vermöchte.

Die Chancen wirklich abzuwägen, kann dennoch nicht gelingen, und es ist doch gut, dass die Anzeigen, die man selbst nicht übel findet, nicht unbedingt mehr Erfolg versprechen als die eher direkten Varianten.
Mann sucht Frau. Für was wohl?
Hilft vielleicht schneller weiter als ein Gedicht, unter dessen Schatten sich selbst Khalil Gibran gerne stellen würde?!

Dem Leben zulächeln, wenn Sie eine Anzeige aufsetzen, schlage ich vor. Das wirkt anziehend, finde wenigstens ich.
Logo

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Für Ihre Post:

Selber Stichwortgeber(in) sein? Anregungen? Kritik? Mail an
kurt [at] thinkabout [.] ch

Letzte Kommentare

warum nicht mal etwas...
warum nicht mal etwas zynisch sein in dieser welt mit...
bonanzaMARGOT - 2016.03.26, 14:12
Schock
Ich hab mich von dem Schock noch gar nicht erholt,...
Josef Mühlbacher (Gast) - 2015.09.25, 18:52
Lob
Dankeschön. Das ist aber nett!
Thinkabout - 2014.08.08, 03:01
Ein richtig guter Text!
Ein richtig guter Text!
iGing (Gast) - 2014.08.07, 23:12

Status

Online seit 6237 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2016.03.26, 15:31

Credits


Allerhand Sachen
Gemeinschaft
Global
Göttliches
Mensch
Natur
Zum Blog(gen)
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren