Information

Wir finden, Information ist wichtig. Wir folgen diesem Impuls jeden Tag und "informieren" uns. Die tägliche Tagesschau, das Echo der Zeit über Mittag - BBC -Nachrichten in gewissen Krisenregionen.
Wir informieren uns - und entsprechend wichtig ist der Status, den diese Nachrichtenboten für uns haben, denn, wenn wir genau auf uns achten, dann stellen wir fest:
Wir informieren uns - und nehmen dabei für bare Münze, was wir lesen. Wir stellen noch nicht mal in Rechnung, dass jeder Betrachter, Korrespondent und Reporter nicht nur einen persönlichen Blickwinkel hat, wir vergessen auch, dass das, was er selber wahrnimmt und verarbeitet ein persönliches Erleben und Deuten ist, das nur einem Erleben unter Tausenden entsprechen kann. Und dann hören wir uns sagen:
In Palästina IST dies und das "eine Sauerei". Oder wir sind für oder gegen ein Regierungsprogramm, einen Krieg etc. Wir fühlen uns gestützt, bestätigt oder überzeugt durch Berichte, Kommentare und Reportagen. Und die Macht des Bildes ist ganz besonders stark, by the way.

Jetzt, im Zeitalter von Facebook und vor allem Twitter hat sich die Information verselbständigt, die Quellen sind nicht mer unitär oder gar elitär, sie sind vielfältig geworden - und die Tatsache, dass sich der Twitterschwall nicht oder kaum aufhalten, kanalisieren oder filtern lässt, veranlasst uns dazu, eine neue Demokratie der Informationsfreiheit aufziehen zu sehen - eine, die autonom ist, weil nicht kalkulierbar - und sie kommt direkt aus dem brodelnden Herd des Konflikts. Wir halten die Lobrede auf Facebook und Twitter und ihre Bedeutung für den arabischen Frühling, wir freuen uns über die Mühe, die diktatorische Regime haben, den Inflationsfluss einzdämmen oder zu unterbinden.

Aber diese Freude dürfte von kurzer Dauer gewesen sein. Wenn das Internet und Twitter je unschuldig waren - von Facebook hat das niemand wirklich erwartet, schon von dessen Anlage her nicht - dann dürfte das mit dem Gaza-Konflikt vorbei sein. Denn nun wird uns sehr offensichtlich vor Augen geführt, dass die Parteien selbst den Kampf über Twitter führen - mit Information und Desinformation. Und da die Urheeber der Tweets anonymisiert auftauchen und wieder verschwinden, ist der Wahrheitsgehalt der Inhalte erst recht nicht zu prüfen.

Wenn uns dann die eine Seite eine bewusste Manipulation der andern Seite vorführt, dann fühlen wir uns selbst sofort beschissen - und auch dieser Möglichkeit beraupt - mögen wir auch die Meldungen der einen Seite retweeten, weil wir uns längst eine Meinung gebildet haben - eine subjektive eben. Aus welchen Quellen auch immer.

Trackback URL:
https://schreibmut.twoday.net/stories/219020837/modTrackback

Logo

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Für Ihre Post:

Selber Stichwortgeber(in) sein? Anregungen? Kritik? Mail an
kurt [at] thinkabout [.] ch

Letzte Kommentare

warum nicht mal etwas...
warum nicht mal etwas zynisch sein in dieser welt mit...
bonanzaMARGOT - 2016.03.26, 14:12
Schock
Ich hab mich von dem Schock noch gar nicht erholt,...
Josef Mühlbacher (Gast) - 2015.09.25, 18:52
Lob
Dankeschön. Das ist aber nett!
Thinkabout - 2014.08.08, 03:01
Ein richtig guter Text!
Ein richtig guter Text!
iGing (Gast) - 2014.08.07, 23:12

Status

Online seit 6229 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2016.03.26, 15:31

Credits


Allerhand Sachen
Gemeinschaft
Global
Göttliches
Mensch
Natur
Zum Blog(gen)
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren