Kontaktanzeige

Kontaktanzeigen verraten nicht nur eine ganze Menge über die Menschen, die sie schalten. Sondern auch über das Medium, in dem sie stehen. Wobei ich jetzt mal bei den Zeitungen bleiben will. Besonders widerlich ist mir da die unverholene Masche der NZZ-LeserInnen in der Schweiz. In keinem anderen Printmedium finden sich in der entsprechenden Rubrik so viele Heiratsvermittlungsinstitute, die nach dem Motto funktionieren: Ich suche Dir, Frauchen, für viel Geld den betuchten Akademiker zwecks Einheiratung in einen Goldstallkäfig, Stil und Bildung garantiert.
Und dabei gleich ad absurdum geführt.
In Lokalblättern eher traurig sind die Beispiele der Kategorie "sympathische warmherzige aufgestellte Frau aus Südamerika, jung, Superfigur, sucht den anständigen Schweizer Mann mit ebensolchem Pass zwecks schnellem Schuss zwecks Eheschluss.
Oder die Frauen mittleren Alters, die, zwangsläufig, den kinderliebenden Partner, bitte ungebunden, suchen...
Ein Kontaktanzeigenmarkt ist der Markt unserer Lebensträume auf bescheidenem Niveau, was deren Tiefe, nicht aber deren Sicherheiten betrifft.
Wo trifft sich mehr gemischte Lebenserfahrung als auf diesen Seiten?
Und wo ist eben diese Erfahrung gegen alle Sehnsucht chancenloser?

Und doch ist der Mut zur Liebe immer wieder stärker, und es ist gut, dass die Menschen freier geworden sind, jede Möglichkeit zu prüfen, um Kontakte zu knüpfen. Und auch hier macht das Internet so windige Institute, wie oben erwähnt, überflüssig.
Leider sind die schlechten Efahrungen auch hier im Interent im Zeitraffer noch viel schneller zu machen als anderswo. Und ganz schlimm wird es dann, wenn virtuelle Gaukler einen Weltersatz anbieten, dem sie real nie entsprechen könnten, ja nicht mal wollen.
Aber damit sind wir dann eher bei den Chats angelangt, den Kontaktanzeigen, bei denen die Worte laufen lernen, ohne dass die Ehrlichkeit zwangsläufig dem Tempo zu folgen vermöchte.

Die Chancen wirklich abzuwägen, kann dennoch nicht gelingen, und es ist doch gut, dass die Anzeigen, die man selbst nicht übel findet, nicht unbedingt mehr Erfolg versprechen als die eher direkten Varianten.
Mann sucht Frau. Für was wohl?
Hilft vielleicht schneller weiter als ein Gedicht, unter dessen Schatten sich selbst Khalil Gibran gerne stellen würde?!

Dem Leben zulächeln, wenn Sie eine Anzeige aufsetzen, schlage ich vor. Das wirkt anziehend, finde wenigstens ich.

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warum nicht mal etwas...
warum nicht mal etwas zynisch sein in dieser welt mit...
bonanzaMARGOT - 2016.03.26, 14:12
Schock
Ich hab mich von dem Schock noch gar nicht erholt,...
Josef Mühlbacher (Gast) - 2015.09.25, 18:52
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Thinkabout - 2014.08.08, 03:01
Ein richtig guter Text!
Ein richtig guter Text!
iGing (Gast) - 2014.08.07, 23:12

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Zuletzt aktualisiert: 2016.03.26, 15:31

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