Natürlich

Natürlich sein - wenn wir das jemandem attestieren, dann ist das ein grosses Kompliment. Wir meinen damit, dass er ganz "sich selbst" geblieben ist, vielleicht, obwohl ihm ein grosser Erfolg gelungen ist. Wir reden so von neuen Stars, bzw. bekommen es zu hören aus deren Umfeld, wobei es oft wie eine Versicherung klingt, fast ein bisschen so, wie wenn der Erfolgreiche betont, das Wichtigste wäre ihm die Familie...
Aber bleiben wir beim Thema: Natürlich sein, bedeutet also, bei sich selber sein, sich selbst sein. Was meinen wir damit? Wie können wir als lebende Wesen überhaupt anders? Können wir? Ja, wir wissen es selbst. Wir können uns verlieren, in Vergleichen gefangen sein, im vorauseilenden Denken, wie wir wohl beurteilt werden, und dann spielen wir eine Rolle, wir versuchen, Wahlkämpfer für uns selbst zu sein. Wenn wir für uns selbst werben, dann sollten wir das aber damit machen, dass wir ganz "natürlich" sind. Dass wir also nicht über unsere Wirkung nachdenken, sondern sind. Und das tun, was uns eingegeben bleibt, wenn die Eitelkeit abgelegt ist.
Wir möchten nämlich eins sein mit der Zeit, die uns so knapp erscheint, zu schnell läuft, flüchtig ist wie ein Gas und gleichzeitig bedrohlich in ihrem Fortschreiten. Wir möchten eins sein mit unserem Fühlen, möchten Körper, Gedanken und Emotionen im Einklang halten und geborgen sein in unserem Umfeld.
Wir schauen den Tieren zu, die solche Probleme nicht zu haben scheinen. Sie leben einfach. J.R. von Salis hat das so formuliert, dass er sich wünscht, er möge lernen, "wie die Tiere dem Leben recht zu geben". Da war er 90 Jahre alt, und hatte wohl davon schon eine ganze Menge umgesetzt. Und als fürwahr denkender Mensch dabei sicher selbst oft gegen die fehlende Demut gekämpft, Dinge auch einfach geschehen zu lassen. Am Ende des Lebens aber kommt man der Natur näher und wird sich zwangsläufig bewusst, dass man Teil von ihr ist und damit im Werden und Vergehen sich erfüllt sehen muss - zumindest in der für uns wahrnehmbaren Existenz.
Wenn wir das können, in der ganzen Lebendigkeit unserer Sinne, dann leben wir wirklich natürlich - und können auch natürlich finden und akzeptieren, was zwangsläufig geschieht. Wir mögen weiter nach dem Warum fragen. Aber wir finden auch dafür dann wohl eher Wahrheiten, weil wir nicht gegen das Zwangsläufige und sich Erfüllende ankämpfen wollen. Nicht länger. Wir wollen dann vielmehr Teil davon sein. Natur. Und uns endlich spüren und entdecken.

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