Leere

Jannas Stichwort gehört auch zu jenen, über die ich eh regelmässig nachdenke. Das birgt das Risiko, dass ich irgendwelche Schubladen aufziehe und leere, was hier ja nicht die Idee ist. Was hier durchaus zum Vorschein kommen soll, sind zuminest neue Schubladen, die unter dem spontanen sofortigen und fliessenden Schreiben zum Vorschein kommen.
Ich versuche es mit der Annäherung über ein Bild, das mir eben in den Sinn gekommen ist:
Das leere Glas. Ich kenne das Bild vom halb vollen Glas, das dann eben halb voll und nicht halb leer gesehen werden kann. Aber das leere Glas? Vorbei der Genuss, fern die Flüssigkeit, das Wasser, der Wein. Leere nur. Mangel. Die Leere, die wir fürchten, ist etwas ähnliches in unserem Zeitempfinden: Der Moment, wo die nächste Sekunde, der nächste Augenblick undenkbar wird, die Zeit stehen bleibt, die Sekunden wirklich verrinnen, im Boden versickern und das scheinbar Sinnvolle sich als leerer Tanz von Absonderlichkeiten manifestieren kann. Wenn uns nicht länger trägt, was wir als normalen Lauf des Lebens angesehen haben, wenn wir Sinnlosigkeit ausmachen, dann spüren wir diese Leere, die für uns eine Katastrophe ist.
Es liegt nicht in der Natur unserer westzivilsatorischen Kultur, dass wir in dieser Art Vakuum eine Befreiung sehen. Wir schreien nach dem nächsten Ziel, das uns wieder funktionieren lässt, nach den Menschen, für die es sich lohnt, zu sorgen. Nach dem Fokus, der uns vorwärts schauen lässt, und damit aus uns heraus.
Dabei wäre dieser erstarrte Moment, dieses scheinbare Vakuum die Gelegenheit, eine Blase aufzustechen und aus dem Vakuum frei fliessende Luft zu machen. Leere könnte bedeuten, den Gedanken, die plötzlich nicht mehr denken können, Zeit zu lassen, sie von diesem Zustand, diesem Innehalten neu werden zu lassen. Vielleicht können wir Menschen uns neu erfinden, nein finden, wenn wir die Leere, die am Ende eines Lebens droht, zuvor erleben, zulassen, abrufen, an uns heran lassen. Ausgebrannt sein, leer sein - der scheinbar protestierende Körper, streikend, meldet sich, schreit, hat Ansprüche, will nicht untergehen, sondern schwimmen im Meer der eigenen Seele, die nicht vorwärts rennen sondern in sich gehen möchte.
Wie wäre es schön, einmal, für nur einen ersten Moment, nicht denken zu müssen. Dem Verstand nicht alles überlassen zu müssen, sondern ein Empfinden zu begrüssen, das tief darunter ruht und vielleicht gerade diese Leere braucht, um gehört werden zu können!? Sie ist eine Chance, diese brutale, drohende, schwarze oder kalte Botschaft, die, wenn wir uns auf sie einlassen, plötzlich nur noch bestimmend, mahnend, abgedunkelt (die inneren Augen schärfend) und kühlend empfunden werden muss. Wie ist es mit der Leere, die ausgehalten werden kann? Sie verändert sich. Diese Wandlung begründet eine tiefe innere Stärkung.
alloans - 2007.04.14, 09:52

...nun sitz ich mal wieder vor dem Bildschirm und die Tasten verschwimmen....momentan bin ich "nahe am Wasser gebaut..." und denk mir - warum weinen?
Es berührt mich...deine Worte sind so passend und gut für mich - danke, Küde...... - denn ich hasse allmählich dieses ewige "warts ab"...."lass dir Zeit" und ähnliches, das hilft nicht weiter....deine Gedanken schon.... - und nun suche ich mal nach einem lebenssprühenden Stichwort!!!..Janna

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