Chancengleichheit
Das Loblied auf die Chancengleichheit - es wird bei uns gern gesungen - vornehmlich von den Etablierten, also von der Spitze aus.
Jeder darf zur Schule, jeder kann studieren. Es gibt Stipendien. Du bist Deines Glückes Schmied. Diese Haltung und Anschauung erlaubt es, im gleichen Brustton zu sagen: Was ich erreicht habe, habe ich mir erarbeitet. Ich habe es verdient. Haben Sie schon einmal jemanden gehört, der nicht "harte Arbeit" als Prinzip seines Erfolgs genannt hat?
Meiner Meinung nach ist das immer auch eine Beleidigung. Der Gescheiterte nebenan ist also in jedem Fall im Vergleich dazu ein Tunichtgut.
Es gibt nicht wirklich Chancengleichheit. Es gibt nur mehr oder weniger Chancen für einigermassen gleichmässig verteilte Nützungspotentiale gesellschaftlicher und bildungsmässiger Angebote.
Es gibt den prügelnden und den liebenden Vater, es gibt den fleissigen und den faulen Schüler, die zufriedene und die unausgefüllte Mutter.
Wir jubeln dem Erfolgreichen zu, und würden, wäre er uns früher in seiner Vita begegnet, als er seine Schule abbrach oder das Studium schmiss, keinen Blick für ihn gehabt haben.
Wir urteilen und verurteilen anhand von Äusserlichkeiten. Wir tragen mit unseren Vorurteilen laufend zur ChancenUNgleichheit bei.
Wir rühmen unsere gesellschaftlichen und demokratischen Voraussetzungen, und tun wenig dafür, sie zu erhalten, geschweige denn, sie zu verbessern. Wir rühmen die Demokratie und wünschen uns gleichzeitig, der Staat würde sein Geld nicht nutzlos verschwenden. Und die Erfolgreichen, die die Gesellschaft der Chancengleichheit rühmen, wollen die Sozialprogramme kürzen und die Bildung privatisieren. Weil sie nicht effizient ist.
Die Effizienz aber ist das Ergebnis der Selektion und damit das Ende der Chancengleichheit. Jedes Rennen hat eine Ziellinie und definiert Verlierer. Gewinner wären nicht so attraktiv, wenn es Viele davon gäbe.
Und die Verlierer? Ermutigen wir sie zum nächsten Rennen? Sehen wir die immer neuen Chancen, oder fühlen wir uns allenfalls gar bedroht durch deren Unglück? Oder durch Konkurrenz, wer weiss, woher sie plötzlich kommt? Sind wir am Ende die Gefangenen unserer eigenen selektiven Wahrnehmung?
Haben wir wirklich die Bildung, dass wir die Neugier aller Menschen fördern wollen und uns daran erfreuen können, dass wir alle im Grunde gerne lernen? Können wir selbst einmal Zweiter werden?
Statt über die Steuern zu jammern, während wir uns das grössere Auto kaufen, könnten wir über die Blumenwiese laufen. Subversiv auf nackten Füssen eben, wie wir sie alle haben. Die Füsse, nicht die Blumenwiese.
Jeder darf zur Schule, jeder kann studieren. Es gibt Stipendien. Du bist Deines Glückes Schmied. Diese Haltung und Anschauung erlaubt es, im gleichen Brustton zu sagen: Was ich erreicht habe, habe ich mir erarbeitet. Ich habe es verdient. Haben Sie schon einmal jemanden gehört, der nicht "harte Arbeit" als Prinzip seines Erfolgs genannt hat?
Meiner Meinung nach ist das immer auch eine Beleidigung. Der Gescheiterte nebenan ist also in jedem Fall im Vergleich dazu ein Tunichtgut.
Es gibt nicht wirklich Chancengleichheit. Es gibt nur mehr oder weniger Chancen für einigermassen gleichmässig verteilte Nützungspotentiale gesellschaftlicher und bildungsmässiger Angebote.
Es gibt den prügelnden und den liebenden Vater, es gibt den fleissigen und den faulen Schüler, die zufriedene und die unausgefüllte Mutter.
Wir jubeln dem Erfolgreichen zu, und würden, wäre er uns früher in seiner Vita begegnet, als er seine Schule abbrach oder das Studium schmiss, keinen Blick für ihn gehabt haben.
Wir urteilen und verurteilen anhand von Äusserlichkeiten. Wir tragen mit unseren Vorurteilen laufend zur ChancenUNgleichheit bei.
Wir rühmen unsere gesellschaftlichen und demokratischen Voraussetzungen, und tun wenig dafür, sie zu erhalten, geschweige denn, sie zu verbessern. Wir rühmen die Demokratie und wünschen uns gleichzeitig, der Staat würde sein Geld nicht nutzlos verschwenden. Und die Erfolgreichen, die die Gesellschaft der Chancengleichheit rühmen, wollen die Sozialprogramme kürzen und die Bildung privatisieren. Weil sie nicht effizient ist.
Die Effizienz aber ist das Ergebnis der Selektion und damit das Ende der Chancengleichheit. Jedes Rennen hat eine Ziellinie und definiert Verlierer. Gewinner wären nicht so attraktiv, wenn es Viele davon gäbe.
Und die Verlierer? Ermutigen wir sie zum nächsten Rennen? Sehen wir die immer neuen Chancen, oder fühlen wir uns allenfalls gar bedroht durch deren Unglück? Oder durch Konkurrenz, wer weiss, woher sie plötzlich kommt? Sind wir am Ende die Gefangenen unserer eigenen selektiven Wahrnehmung?
Haben wir wirklich die Bildung, dass wir die Neugier aller Menschen fördern wollen und uns daran erfreuen können, dass wir alle im Grunde gerne lernen? Können wir selbst einmal Zweiter werden?
Statt über die Steuern zu jammern, während wir uns das grössere Auto kaufen, könnten wir über die Blumenwiese laufen. Subversiv auf nackten Füssen eben, wie wir sie alle haben. Die Füsse, nicht die Blumenwiese.
Thinkabout - 2007.04.22, 12:56
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