Sonntag, 29. April 2007

Muskelkater

Diesen Kater kennt jeder. Warum eigentlich haben unverarbeitete Anstrengungen körperlicher wie flaschengeistlicher Art männliche Synonyme? Es heisst nicht Muskelkatze und man ist am Morgen nach dem Fest nicht verkatzt. Der Abend war eventuell für die Katz, aber nachwirken tut der Kater...

Aber immerhin ist der Muskelkater ein schönes Bild für eine bestimmte Strategie der Erholung und Verarbeitung (zu grosser?) Anstrengungen:
Die Lösung heisst nicht, sich nun flach zu legen. Nein, es gilt, genau das zu tun, was schon weh getan hat. Nach dem Wandern ist vor dem Wandern, und darum heisst es, die Beine bewegen, auch wenn es schmerzt, und eventuell nicht nur beim Treppensteigen.
Nur tun wir es jetzt, im Muskelkater, mit Bedacht, und die Muskeln, von denen wir normalerweise nicht wissen, dass wir sie haben, werden dabei wie von Nadeln gestochen.
Vielleicht wäre es das nächste Mal ja auch eine gute Idee, nach der Anstrenung direkt ein bisschen locker auszulaufen?
Aber eben, wir nehmen uns einfach nicht die Zeit. Nicht fürs Einlaufenund nicht fürs Auslaufen.
Wir gehen mit unseren Ressourcen nicht sorgfältig um, und im Grunde ist der Muskelkater ein sehr gütiger Lehrmeister, der uns lehren will, das zu ändern. Denn er setzt ein, bevor etwas gerissen oder wenigstens gezerrt ist.
Er hat nur eine Gefahr: Dadurch, dass er weh tut, verkrampfen wir uns und bewegen uns unnatürlich. DA müssen wir durch und genau dem nicht ausweichen.
Ein wenig wie beim Beziehungskater, wenn ein Gespräch einfach sein muss. Oder wenn zum Üben einfach das Scheitern, das immer wieder Erfahren der Grenzen gehört.
So, wie wir unseren Körper verstrecken und verzerren könnnen, so ist auch nicht jede Strapaze in unserem Kopf sinnvoll. Wenn wir uns über ein Problem den Kopf zermartern, kriegen wir vielleicht Kopfweh, oder Schlaflosigkeit. Also immer schön schauen, dass geistige und seelische Muskelkater-Beschwerden nicht chronisch werden... Das Stechen in ALLEN Nervenbahnen muss nämlich nicht anhalten...

Brunch

Das Morgenmittagessen für Tagverschläfer. Oder kennen Sie einen deutschen Ausdruck dafür? Wir sagen Zmozmi dazu ("Zmorgä-Zmittag").
Ein schöner Brauch, um den Tag so richtig subversiv zu verfaulen, nicht wahr. Erst steht man nicht auf und dann kocht man nicht zu Mittag. Dafür sitzt Du dann um so länger am Tisch.
Ein Brunch kann aber durchaus in Arbeit ausarten, in der Vorbereitung. Was sich da alles dafür zaubern lässt...
Sitzt man dann aber, am besten auf der Terrasse, an einem schönen Frühsommertag, die Temperatur angenehm, noch nicht heiss, so richtiges Kurzhemdwetter eben, dann lässt es sich wunderbar sitzen. Und an nichts anderes denken als an den nächsten Bissen und allenfalls noch daran, was man unbedingt noch probieren sollte.
Die Küche bleibt heute kalt, Freunde, da geht niemand zum Abwasch. Wir bleiben jetzt sitzen und quatschen, bis die Luft abstirbt. Und dann? Dann räumen wir ab, fahren eine neue Runde frischen Espresso auf und packen die Sonntagszeitung auf den Tisch. Heute ist sie herrlich dick und endlich mal Zeit, sich durch ALLE Bünde hindurch zu lesen.
Hast Du DAS gelesen? Oder wie findest Du denn DAS?

Klapperndes Geschirr, der Nachbar soll nur neidisch werden, vor allem aber feiere ich meinen Tag - mit Dir, mit der ich das alles auch so gerne vorbereitet habe, voller Vorfreude.

Nichts ist daran eigentlich besonders. Es ist so herrlich unaufgeregt. Eine programmatische Aktion für das Verweilen. Für ein Essen, bei dem man spürt, was man isst, und nicht nach wenigen Minuten fertig ist und wieder aufsteht.

Eine Begrüssung des Magens zum Tag, der Geschmacksnerven, ein prickelndes Frohlocken in der Nase. Kaffee hat schon immer herrlich geduftet, aber heute rieche ich es endlich mal wieder.
Und wenn man dann abräumt, die gemeinsame Frage: Warum machen wir das nicht öfter?

Die eigentlichen Sensationen des Lebens liegen doch viel näher, als wir glauben.
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