Vermutung

Die Vermutung hat keine Frage gestellt und doch schon eine Antwort geliefert. Damit fühlt sie sich nicht richtig wohl, und so ist es meist so, dass, wenn sie ausgesprochen wird, darin auch die Frage liegt - es muss ja nicht richtig sein, was ich denke. Eine Vermutung kann auch mutig sein: Ich denke weiter, auf Grund von "Indizien", die Du mir gibst - und wenn ich sie äussere, laufe ich Gefahr, dass ich mich mit einer falschen Annahme zu erkennen gebe.
Eine Vermutung per se ist nie anmassend. Wenn sie sich daran erinnert, dass sie eben nur eine Vermutung ist. Sie muss überprüft werden, erlaubt das Forschen in eine Richtung, sondiert, aber schliesst noch nichts anderes aus. Wenn sie so daher kommt, macht sie sich auch nicht leicht zu einer vermeintlichen Wahrheit, sondern stellt die Frage - und hört auf die Antwort.
Eine Vermutung kann umtreiben. Der Mutlose, der nicht zu fragen wagt, kann in Vermutungen gefangen sein. Meist sind das dann auch noch Mutmassungen zu seinem Nachteil, denn niemand glaubt so sehr an unglückliche Umstände wie der Mensch ohne Selbstvertrauen. Darum richten wir auch viel mehr Vermutungen gegen Menschen als dass wir sie gegenüber irgendwelchen Sachverhalten äusserten oder hegten.
Die Vermutung erlaubt uns das Verharren in unserem persönlichen, behaglich eingerichteten Bunker, und wir nehmen vielleicht gar nicht wahr, dass wir darin gar nicht mehr sitzen bleiben können, sondern längst hin und her tigern.
Wir müss(t)en eben raus und die Vermutung überprüfen...
Die Vermutung kommt aus dem Bauch und steuert den Kopf... Leider sitzt sie meist nicht im Zentrum, im Schwerpunkt unseres Gefühls, sondern allzu gerne im beengten Herzen, hat die Angst zur Mutter statt den positiven Glauben an das eigene Geschick.
Die Vermutung ist auch das schwächste Argument des Journalisten und der Feind jeder investigativen Recherche - sie muss Motivation zur Überprüfung sein und nie das Ende einer Arbeit.
Bleibt nur eine Vermutung, so fehlt die Antwort.
Wer kann dann zur Frage zurück gehen, sie neu stellen und die Sache ruhen lassen, bis man selbst bereit ist, neu zu denken?
Am besten aber ist: Einfach fragen. Den, den es angeht. Es gibt ja genügend andere Dinge, bei denen die Fragen keine Antwort und keinen Antwortgeber finden. Mindestens auf die Schnelle nicht.
Gabi (Gast) - 2008.01.29, 17:43

Nun vermute ich,

dass Du die meisten meiner Gedanken zur Vermutung gelesen hast;-)
Nein, wir sind uns einig und Du hast wieder mal die besseren Worte für Gedanken gefunden und sie sehr gut ausgedrückt.

Vermutung führt in (zu) viele Richtungen gleichzeitig und nur die richtige Information kann in die richtige Richtung weisen.
Wie Du sagst Thinkabout, löst nur fragen die Vermutung auf.

Danke und lieben Gruß
Gabi

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