Trennung

Trennung ist Schmerz. Verlust. Verzicht. Es ist unbegreiflich, dass, was eben noch Teil eines gegenwärtigen Glücks war, nun im Schlick versinkt.

Trennung ist die Erkenntnis, dass es nicht wieder auftauchen wird, dieses Gefühl, das dieses Glück war. Das Geschenk ist genommen. Geraubt. Trennungen werden sehr subjektiv empfunden. Manchmal ist man nicht nur plötzlich von einem Menschen getrennt, sondern von allen Menschen. Niemand kann wirklich abschätzen, wie tief die eigenen Wunden gehen, was "man" fühlen mag. Ich fühlen mag. Nie war diese allgemeine Formulierung des "man" so schmerzlich "man selbst". Man fühlt sich entfremdet, mag gar nicht mehr in "Ich-Form" schreiben und denkt doch in keiner Weise mehr anders.

Ich glaube, dass dies auch ganz wichtig ist. Denn tatsächlich ist es ja das Wesen der Trennung, dass man lernt, wieder ganz neu als Ich zu leben. Ohne Definition in Verbindung mit einem Anderen. Dem Einen.
Dieser Fixstern in der eigenen Orientierung wird abgelöst. Aus der Orientierung durch Verbindung wird Positionierung durch Abgrenzung. Schutz vor Selbstzerfleischung muss her. Vorwürfe gehören dazu. Vorhaltungen an den anderen, die eigentlich immer auch mich selbst meinen. Ich will auch verletzen, denn es ist nicht recht, dass ich "allein" leide. Bis sich die Erkenntnis durchsetzt, dass "man" ein weiteres Mal verbrüdert und verbunden bleibt, im Leid, das man an einander empfindet.

Am Schluss bleibt vielleicht die Hoffnung, dass es gelingt, wenn die Stürme sich legen und die Unsicherheiten weichen, zu erkennen, dass das, was man durch dieses Du lernen durfte, das Ich formte, gestaltete und veränderte - und sei es nur, dass es sich besser kennt.

Erinnerung - das kann auch Versöhnung werden, wenn der Abstand dazu verhilft, zu erkennen, dass man lebt. Tatsächlich und noch immer. Und dass man, nein, dass ich das will. Ich bin nicht Er. Nicht sie. Ich bin ich. Und ich darf danken für das, was war und am Schluss bei mir selbst bleiben. Auch in den Fehlern, die mir unterliefen, die ganz offensichtlich zu mir gehören und ein Teil von mir sind, mit dem ich aber umgehen darf. Mit mir selbst.

Trackback URL:
https://schreibmut.twoday.net/stories/6135063/modTrackback

Logo

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Für Ihre Post:

Selber Stichwortgeber(in) sein? Anregungen? Kritik? Mail an
kurt [at] thinkabout [.] ch

Letzte Kommentare

warum nicht mal etwas...
warum nicht mal etwas zynisch sein in dieser welt mit...
bonanzaMARGOT - 2016.03.26, 14:12
Schock
Ich hab mich von dem Schock noch gar nicht erholt,...
Josef Mühlbacher (Gast) - 2015.09.25, 18:52
Lob
Dankeschön. Das ist aber nett!
Thinkabout - 2014.08.08, 03:01
Ein richtig guter Text!
Ein richtig guter Text!
iGing (Gast) - 2014.08.07, 23:12

Status

Online seit 6240 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2016.03.26, 15:31

Credits


Allerhand Sachen
Gemeinschaft
Global
Göttliches
Mensch
Natur
Zum Blog(gen)
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren