Donnerstag, 5. April 2007

Deadline

Neudeutsch ist oft furchtbar. Aber es gibt auch Synonyme darunter, die absolut treffend sind. Eine Deadline ist die Todeslinie jeder Pendenz. Dummerweise nehmen wir das nicht zum willkommenen Anlass, so manche To-Do-Applikation ruhig ihren Tod sterben zu lassen. Nein, wir arbeiten sie weg, ums verrecken, und das tun wir am Ende vor allem selbst. Oder zumindest beinahe. Auf jeden Fall klagen wir deshalb die Wände an, und schlimmer noch, die Kollegen, auch wenn sie es nicht hören wollen.
Natürlich gibt es in Redaktionen Deadlines, die einfach sein müssen, nur so zum Beispiel. Das nennt man Sachzwang, in diesem Zusammenhang ein anderes Wort für Redaktionsschluss. Da schreibe ich doch lieber 10 Minuten drauflos…
Das braucht dann so etwa ein bis zwei Minuten zum Lesen. Ist eine Art wie beim Kochen: Da strampelt sich einer (meist eine) eine halbe Stunde oder auch eine ganze in der Küche ab, und dann ist in fünf Minuten alles weg, bevor jemand überhaupt registriert, dass er nun nicht nur warme Nahrungsfasern intus geschaufelt hat…
Diese Art Deadline für die menschliche Achtsamkeit ist eine jenseits der Arbeitsgruppe und diesseits der Partnerschaft. Und da wird es dann wirklich lebendig. Hoffentlich. Sofern der Redaktionsschluss - siehe oben - nicht alle Lebendigkeit in der Firma einbehalten hat.
Ich bin weder Redakteur noch Journalist noch sonstwie kreativ witzig legitimiert, mit Finger- und vor allem Hirnübungen wie dieser hier meine Brötchen zu verdienen. Wäre dem so, bräuchte ich allerdings wohl häufiger eine solche Deadline, auch wenn im Resultat dann nur etwas heraus kommen mag, was knapp über der Grasnarbe der Deadline wenigstens noch ein bisschen Atem hat…
Und schriebe ich ein Buch und hätte dabei eine Deadline, so würde ich darob ganz bestimmt vergessen, dass sich viele andere wünschten, es würde jemand nach dem Resultat ihrer Rohrkrepierungs-vermeidungsstrategien überhaupt fragen, wie dringend auch immer.
Druck erzeugt Gegendruck - es darf schlicht kein Hirndruck daraus werden. Ausschweifende Geister wie ich können umgekehrt sehr wohl - bei gewissen Arbeiten - etwas Zeitlimit gebrauchen. Führt angenehmer Weise zu etwas Entschlackung endloser Phantasieschlaufen, oder zumindest zum plötzlichen Abbruch eines Textes infolge der Deadl…
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Ein richtig guter Text!
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