Mittwoch, 25. April 2007

Modebewusstsein

Gibt es ein Stichwort, das mir bisher ferner lag? Ich finde, das gibt es gar nicht, bzw. es wird damit etwas ausgesagt, was gar nicht gemeint ist. Wer der Mode aufsitzt, glaubt, dass er, richtet er sich nicht nach ihr, keinen Stil besitzt. Dabei bedeutet es nur, dass er nicht einem Trend, dem Trend folgt.
Was lässt uns nach der Mode fragen? Modebewusstsein bedeutet doch, mit der gebotenen Unruhe nach dem zu fragen, was angesagt ist, wie es so schön heisst. Wir leben also gemäss Ansage - und zwar durchwegs technoider oder sonstwie künstlerischer Phantasiegestalten, die uns höchstens übers Fernsehen näher kommen.
Verzeihung, mir geht das wirklich ab. Ich kann zwar auch nichts mit jenen anfangen, die überall und jederzeit in Jeans und T-Shirt auftauchen, obwohl ich selbst sicher 80% meiner Zeit entsprechend "uniformiert" bin.
Wichtig scheint mir einzig, wie ich mich in meiner Kleidung fühle. Ob es mir wohl ist und wie ich mich folglich bewege und welche Haltung ich einnehme. Und gleichzeitig kann man mich fragen, warum das denn eine Rolle spielt für mein Gebaren, meine Fetzen Stoff?
Tatsächlich: Sie richten sich vielleicht nicht nach der Mode, aber sie haben auch Bilder im Kopf, wie die Dinge zu sein haben, damit Sie sich wohl fühlen.
Einen Dresscode zu verletzen, macht einen aussätzig oder unabhängig, je nach gesellschaftlicher Wasserverdrängung. Also in aller Regel aussätzig.
Herrschaft, wie viel Zeit wir damit verbringen, dazu zu gehören, nicht wahr? Und welche Summen wir dafür ausgeben. Man stelle sich unsere Wirtschaft ohne Trends und Mode vor... Wir müssten SOFORT damit beginnen, in die Forschung nach ökologischen Produkten zu investieren und die entsprechenden Bedürfnisse zu schaffen. Denn irgendwo mus die Überproduktivität jenseits echter Bedürfnisse ja hin, und wäre das nicht wirklich ein echtes Bedürfnis, die Idee käme auch nicht so subversiv daher...
Eine Mode-Gesellschaft, die einem Gnom wie Karl Lagerfeld eine Bühne und mehr als nur ein Auskommen bietet, ihn also nicht nur aushält sondern aushaltet, sprich hofiert, ist wirklich verloren...

Bruder

Nähe, theoretisch. Aus meinem Blut, von meinem Blut. Wie komisch, jemanden neben sich zu wissen, der gleicher Herkunft ist, so ähnlich aussieht, und so grundverschieden ist. Wie faszinierend auch, wie unterschiedlich die Strategien sein können, die man mit gleicher Erziehung fürs Leben entwickelt.
Brüder müssen sich nicht grün sein. Sie können sich sehr fremd bleiben oder sehr eng zusammen stehen. Und in beiden Fällen müssen sie das sie Verbindende oder Trennende nicht unbedingt richtig einschätzen.
Geschwister sind wie Eltern Beziehungspole, an denen wir uns reiben und von denen wir uns auch abgrenzen wollen. Da ist eine Nähe, die auch gerne reklamiert wird, obwohl wir - eben - so verschieden sein mögen.
Manchmal denke ich, dass unsere Seelen wirklich woanders herkommen und in einer Familie zusammen finden, dass sie ein Alter und Erfahrungen haben, die weit über einen gemeinsamen Mutterleib und ähnliche Erwartungen in der Erziehung hinaus gehen.
Und umgekehrt ist eine Geschwisterliebe, die jenseits aller Hormone feste Anker kennt, etwas unheimlich Stärkendes. Einen Freund wie einen Bruder lieben zu können, heisst, seiner Seele einen kameradschaftlichen Platz im eigenen Herzen zu gönnen, ihn bei sich einziehen zu lassen, weil man Verwandtschaft anerkennt, ausgekundschaftet, erfahren im fürsorglichen Miteinander, im Begründen einer Freundschaft ohne Zwänge und Vorgaben.
Und wenn da plötzlich eine Krise ist? Dem leiblichen Bruder geht es schlecht, er ist in Not. Wie wunderlich, was in mir und mit mir geschieht: Ich beziehe Position, bin Partei und stütze diesen Fremden in meinem Leben, der eben doch mein Bruder ist. Ohne Frage nach seiner Schuld. Einfach so. Es ist wirklich ein seltsames Band, das wir Familie nennen.

Wahrscheinlich reden Brüder, gerade, wenn sie ein paar Jahre auseinander sind, noch weniger miteinander als andere Männer. Vielleicht verlieren sie die Bindung nur deshalb nicht, weil sie zumindest vermuten können, dass der andere ähnliche Erfahrungen kennt - und jemand anders ist nicht da, der - theoretisch - mit dem gleichen Wissen mich selbst verstehen könnte...
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