Dienstag, 25. November 2008

Weihnachtsinternet

Noch begegnen sie mir nicht, die fliegenden Schlitten und die langgestreckten Elch-Hälse, und noch bluppert kein Nikolaus seine hohoooh-Sprechblase auf den Bildschirm. Das alles will mich zum Kaufen animieren, Wohlfühlgarantie versprechen und etwas heimelig scheinen.
Also: Alle diese Dinge funktionieren am Fernsehen besser - und im Schaufenster sowieso.
Wahrscheinlich hat das damit zu tun, dass, schaut man in einen Computer, man sich sehr viel bewusster wird, wie still es in der Wohnung ist, als wenn man vor dem Fernseher hockt. Auch der Rücken ist viel eher gebäugt. Im TV bzw. davor kann ich mich richtig hinfläzen.
Nein, Weihnachten allein bleibt im Internet richtig was Trauriges.
Sind eigentlich Chaträume an Weihnachten bevölkert? Ich glaube kaum. Es ist irgendwie nicht die richtige Art, sein Elend zu entsorgen. Und seine Freude zu teilen schon gar nicht.
Nein. Weihnachten im Internet ist kein Fest. Es sei denn, Sie lassen es zu, dass Sie im Internet VOR Weihnachten ein bisschen angestupst werden. Vielleicht achten Sie auf den Ton in Blogs, Foren oder irgend welchen Portalen und erkennen darin, dass die Sehnsucht aller Menschen doch die gleiche ist. Und vielleicht greifen Sie dann in die Tasten und schreiben einen Brief. Per e-mail an jemanden, dem sie schon längst schreiben sollten. Warum soll nicht gerade das etwas von Weihnachten haben?
Es ist interaktiv, das Web. Social Media gar, aber ich glaube, das kann es höchstens noch werden. So, wie es eben ist, das Internet, ist es an Weihnachten selbst wohl eher traurig.
Nie zuvor und danach im Jahr läuft die Kommunikation in den hier möglichen Formen mehr auf Krücken.
Darum wünsche ich Ihnen schon Internet-Weihnachten. Im Netz voraus geplante Weihnachten nämlich, die in eine Begegnung offline münden, in eine Umarmung, in Gerüche und Augen, die warm leuchten, in Lichter, die nicht blinken, sondern glänzen, mit Flammen, die nicht tanzen auf dem Schirm, sondern Wärme abgeben auf dem Tisch.

Möchten Sie nicht allein sein an Weihnachten? Gestehen Sie es sich zu und teilen Sie es mit. Per Internet. DAS ist hier und so vielleicht einfacher als es früher war, im Zeitalter der Briefe und Telefonapparate mit Rund-Wahlscheibe.

Ich wünsche Ihnen schon jetzt frohe Weihnachten. Mein Lächeln sehen Sie nicht. Aber ich habe es dank Ihnen. Denn ohne den Gedanken an Sie hätte ich diesen Text nicht geschrieben.
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