Vergebung

Ach je, Caro, so bedeutungsschwere Worte lassen sich in zehn Minuten doch gar nicht reinpacken, aber welches Wort ist dafür schon klein genug. So will ich denn noch so gerne auch hierzu mit Lust mich eindenken und ein paar Dinge andenken:

Vergebung ist verzeihen? Vergessen?
Eine gewaltige Aufgabe, die das Schwierigste bereits in sich trägt:
Ein Leid ist erfahren, es quält, es pocht und sticht und schmerzt, und kann nicht vergessen werden. Wir verdrängen, schieben ab, suchen einen Ort, an dem wir es hinlegen können, das Erlittene, und irgendwann können wir uns ein bisschen entfernen, dann eine Tür dazwischen legen, die wir nicht alle fünf Minuten wieder öffnen, dann, irgnedwann, drehen wir vielleicht gar einen Schlüssel um. Aber das Leid, das Unrecht behält seinen Raum, ist Tei meines Hauses, gehört zu meiner Geschichte. Die Zeit hält alle Wunden, heisst es. Leid aber, das wir mit Menschen in Verbindung bringen, zuordnen können, hat einen Urheber, den wir anklagen, den wir verantwortlich machen. Dies ist Erschwernis und Chance zugleich. Wir können einen Dialog führen, stumm oder laut, flüsternd oder schreiend. Er wird vielleicht nicht gewollt, dieser Dialog. Er wird vielleicht verwässert, verneint. Aber in jedem Fall ist da ein Lehrer in diesem Leid, an dem ich mich reiben kann. Und wenn es mir gelingt, mich zu lösen, mein Klagen nicht in Anklagen und dann in ein Erzählen zu verwandeln, bis ich Mensch und Leid Teil meiner Geschichte werden lassen kann, dann kommt der Moment, wo ich verzeihen und vergeben kann. Es liegt darin eine Freiheit, die da beginnt, wo das Verdrängen nicht mehr notwendig ist und das Vergessen nicht sein muss (was eh nicht gelänge). Wenn das Leid erinnerte Erfahrung wird, aus der neue Schritte auf einem Weg wurden.
Vielleicht werden wir gar um Vergebung gebeten, können unsere innere Befreiung verschenken, und helfen dadurch mit, dass sich das Leid teilt und seinen Schrecken verliert.

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