Potenzstörung

Auch weia, Tina, da hast Du mir ja was eingebrockt...

Wenn da wenigstens nur stünde: Potenz. Punkt. Aber es geht explizit um die Störung. Was es mir erlaubt, zuerst einmal darüber zu lamentieren, wie ungerecht es verteilt ist mit der männlichen und weiblichen Lust: So offensichtlich, wie unser Unvermögen zur Schau getragen werden muss. Aber die Natur dürfte doch auch sich etwas dabei gedacht haben, denn könnten wir unsere Unlust in uns verstecken und so tun als ob, auch hier, dann würden wir wohl überhaupt nicht über uns und unsere Bedürfnisse reden, geschweige denn über Ängste...
Ist eine Potenzstörung eigentlich per se eine Störung? Könnte sie dem Manne nicht auch eine Hilfe sein, ein gütig auferlegter Zwang, sich seiner Sexualität und der körperlichen Begegnung anders als über den direkten Beischlaf zu nähern?
Und dann bin ich mir gleich nicht mehr so sicher, wie das denn heute sein mag, in der Welt der bestimmenden Generation, von der ich ganz andere Töne lese, forschere, zumindest in der Werbung, von Frau, die weiss was sie will, und es auch fordert. Au weia.
Es ist traurig bestimmt um die Geschlechter, wenn die Masten alle in Hab Acht stehen und niemals brechen sollen. Aber sie tun es, immer mal wieder, und das muss nicht schlecht sein, wenn es auch hilflos machen mag.
So genau weiss ich da nicht Bescheid, in meinem Biotop einer geschützten Vertrautheit, in der ich zu zweit ich selbst sein darf und das wichtigste an der körperlichen Kommunikation die Umarmung ist, das Bei-einander-sein.
Das teuflische Stiefbrüderchen der Potenzstörung ist doch die Erwartung, und welche menschliche und insbesondere männliche Erwartung basiert noch mehr auf Desinformation oder schamhafter Lüge der anderen und einem selbst, wenn irgendwo über Sex gesprochen wird. Das immerhin tun wir ja heute fast alle, oder wir tun zumindest so... Das geht dann eben leider unter dem Bettlaken nicht mehr...
Es kann doch einfach mühsam sein, immer die Brust raus strecken zu müssen, den dicken Max markieren, sprichwörtlich, und dabei stets den tradierten Bildern folgen, die man intus hat. diese Imitationen des Männlichen, mit den Bubenaugen und -köpfen aufgesogen, unbewusst, immer im fatalen Missbehagen, dass die Emotion sich irgendwie nirgends hinpacken lässt, wo sie auch jederzeit ausgepackt werden darf...

Willkommen im Klub, rufe ich, Ihr perfekten Hausfrau, Mütter und Gespielinnen in Personalunion, packen wir Euch zu unseren eigenen Ängsten unter unser Bettlaken, und dann brüten wir das in der Umarmung zusammen aus und sind doch einfach dankbar, dass wir nicht Übermenschen sein müssen noch über den Menschen stehen, sondern zwei ganz normale Exemplare unter ihnen sind, vielleicht ein bisschen gelassener sogar gegenüber den Regungen, die auch mal ausbleiben und andere ankündigen. Wenn wir nur genug Zeit haben, und wir haben sie alle, dann können wir uns doch einfach überraschen lassen vom Tag und eine neue Neugierde lernen. Auf alle Facetten. Bei Lichte und im Dunkeln.

Ist da ein Zauber? Dann genug jetzt der Worte, ich möchte statt dessen auf meine Gefühle horchen - und nicht nur auf die meinen.
Es ist so furchtbar schön, getragen zu werden...
Tina B. - 2007.04.12, 21:05

Super geschlagen!!! *sfg*

Jetzt sitze ich schon eine ganze Weile grinsend vorm Monitor und muß Dir sagen: hast Dich bewundernswert geschlagen! :-))
Bin wirklich beeindruckt!

Es hat mich einfach mal interessiert, ob Dir auch zu den "pikanteren Themen" über die man nicht so offen spricht etwas einfällt, und wie wortgewandt und schlagfertig Du bei weniger angenehmen Stichworten bist. Und ich muß zugeben, Deine Gedanken gefallen mir ausgesprochen gut dazu! Echt klasse!

Außerdem bin ich überrascht, daß Du dieses intime Thema nicht leicht distanziert von der medizinischen-technischen Seite her angehst, wie man(n) das gerne in Verlegenheitssituationen macht, sondern von der menschlichen, die ich schwieriger finde.

Der Mut und die Offenheit in Deinem Schreiben hat das sympathische Bild - das ich ohnehin längst von Dir habe - nur wieder einmal mehr bestätigt!

Danke für das Annehmen der Herausforderung! :-))

Thinkabout - 2007.04.12, 21:57

Schöngeist, ich weiss

gerne denkt so manche(r) ob meiner schön formulierten Texte und zur Philosophie neigender Betrachtungen, vor allem an anderem Ort, gerne auch noch mit positiver Grundaussage, ich stünde irgendwo im Nebel der vergeistigten Weltfremde.
Aber dies ist durchaus ein Ziel dieses Versuchst: Dadurch, dass mir Leser ihre Stichworte vorsetzen können, und ich umgekehrt ohne Kontrollfilter weil fliessend aus dem, was mir sofort in den Sinn kommt, schreibe, kann dieses Bild etwas korrigiert werden - oder sich eben gerade authentisch vertiefen.
Meine Haut ist nicht aus Teflon, ganz im Gegenteil, und ich bin durchaus glücklich darüber.

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