Kirchgang

Alte Zeiten steigen in meiner Erinnerung auf. Konfirmandenzeit. Die Mischung zwischen Zwang und Beschaulichkeit am Sonntagmorgen. Aber auch eine Kirche, reformatorisch-kühl, am Sonntag meist gar nicht so schlecht gefüllt, und dann mit Leben gefüllt, das sich zwar vielleicht durch die farbigen Scheiben nach aussen dachte, aber immerhin, die Gedanken entstanden erst in diesem Raum, wo Menschen zusammen kamen. Und danach, das Verweilen vor der Kirche, über dem Rebberg, mit dem Blick über den See. So ohne war das gar nicht, nein, damals nicht und heute schon gar nicht.
Heute gehe ich spaziern, in den Wald, der meine Kirche ist. Aber der Kirchgang ist auch ein Akt der Gemeinschaft, ein Zusammenkommen, eine Zuflucht zu einem Ort, an dem die Gedanken ruhen können oder könnten.
Und Pfarrer durfte ich kennenlernen, immer wieder, die mir für immer eine Botschaft chrirstlicher, gottväterlicher Liebe schenkten. Meine Kirchgänge habe ich nie zu meinen Sünden gemacht, sondern hin zur verzeihenden und gütig fordernden Liebe meines wirklichen Vaters, der auch der Vater meines Vaters war. Zum Glück.
Zu Beerdigungen stellt man sich Regentage vor, und verhangenen Himmel. Zum Kirchgang gehört in meinem Erinnern die Kraft einer warmen, aber nicht brennenden Sonne, die einen blinzeln liess, hinein in das Fest eines freien Tages.
Die Freundlichkeit der Menschen an diesem Tag, nach dem Gottesdienst, war ein Kirchgang hin zur Geschwisterschaft von Menschen, die sich stumm und doch zusammen eine Stunde in einer Art Kontemplation versuchten: Was und wer bin ich und wie bin ich gemeint?
Und die Jugend war immer ein Teil der Gemeinde. Wir haben an der Konfirmation Rockmusik aufgeführt in der Kirche - von A bis Z ein selbst gestalteter Gottesdienst, eine volle Kirche und ein Gefühl, gehört zu werden. Und betrachtet. Wohlmeinend. Aus den Kirchenbänken, aber auch aus dem Dachgebälk der Kirche, von wo eine umarmende Fürsorglichkeit hinab strahlte, eine Wohlmeinung für mein Sein.
Ich werde meiner damaligen Kirchgemeinde stets dankbar sein für das, was sie mich über meine fürsorgende Liebesfähigkeit lehrte.

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