Samstag, 19. Mai 2007

Sonnenaufgang

Wie oft habe ich von ihm schon geschrieben! Er ist ein so starkes Sinnbild für den neuen Tag. Für alles Neue. Für Hoffnung, Auferstehung, Anfang, Wärme, vertriebene Dunkelheit.
Aber der Sonnenaufgang ist doch nur der kleine Bruder des Sonnenuntergangs. Wenn sich der Tag langsam erfüllt, ist das Licht ganz anders. Der Morgen ist gerne diesig, der Abend kaum. Das Morgenlicht ist zwar auch weich, aber irgendwie heller als das Abendlicht. Der Tag hat sich noch nicht erfüllt, er zeigt sich ja erst. Ich blinzle noch viel mehr, als ich es am Abend tun werde. Im Morgenlicht wird mein Blick viel weniger zum Horizont geleitet als auf die Dinge, von denen die Schatten weichen. Ich habe ihn erwartet, zuvor, an der Linie in der Ferne, habe beobachtet, wie der Himmel seine Schwärze verlor und ein bläuliches Grau bekam, wie ein erstes Versprechen, das nicht locken, sondern erfüllen will.
Und wenn sie dann da ist, diese Helle, Wärme, die noch kaum fühlbar ist, sich aber im Tau verspricht, der zu glitzern beginnt im Gras, das meine Füsse nässt, dann muss ich auf, mein Tagwerk beginnen.
Es bringt auch Pflichten. Ich weiss. Auch der Tau wird nicht bleiben. Alles muss sich erfüllen. Wie weit ich mich auch denke an den nun viel weiter ausgebreiteten, ausgeleuchteten Horizont, mein einzelnes Sinnen ist einem Ende zugedacht, das, wenn ich bewusst genug dabei bin, eine Erfüllung werden kann.
Wenn dieser Tag ein Ende hat, so will ich ihn doch gerade in seinem Anfang loben und in ihm das Geschenk sehen, das er ist.
Er kommt nicht wieder. Nur in anderer Form. Dieser hier ist einzig. Ob ich aus ihm das mache, ist für ihn nicht wichtig. Aber für mich. Und wenn mein machen in einem Lassen gipfelt: Zulassen. Sehen. Geniessen. Fühlen. Und Danke sagen. Tausend Dank für tausende von neuen Anfängen, von einem wiederkeherenden Beginn, der auch Verzeihen bedeutet. Ich darf neu aufstehen.
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