Sonntag, 8. Juli 2007

Wahrnehmung

Das eigene Auge nimmt etwas für wahr - die Sinne sehen, fühlen, hören, schmecken - und schenken mir ein Bild. Ist es Einbildung oder Wahrnehmung? Was ist wahr? Was real? Was unumstösslich?
Nehme ich nichts mehr wahr, so gebe ich die Sinnenfreude auf, die Neugier, die Freude. Stecke ich zusehr in den Dingen, so sehe und fühle ich nichts als diesen einen Schmerz, diese eine Freude. Das ist Intensität, aber auch eine Schaukelei von Extrem zu Extrem. Die vornehmere und manchmal Sinn-bringende Wahrnehmung ist die Beobachtung. Das bisschen Distanz macht es aus, dass die Heftigkeit manchmal der Gelassenheit weichen kann und ich zum Wörtchen "Wahr" in der Wahrnehmung einen anderen Bezug bekomme.
Wie oft hören wir nicht richtig hin, sehen wir nicht, fühlen wir nicht?
Ja, wir tun es ständig, aber immer zu laut, zu breit, zu oberflächlich, zu flüchtig. Eine Wahrnehmung verpassen, heisst vielleicht, eine andere um so intensiver und nachhaltiger nutzen zu können.
Ob wir leben oder konsumieren entscheiden wir nicht zuletzt selbst durch die Kunst unserer Wahrnehmung.
Wir können bewusst atmen, aber auch sehen. Wir haben einen ständigen Schatz des Reichtums in unseren Sinnen. Wir sind ihnen nämlich nicht ausgeliefert. Wir können sie vielmehr nützen, leiten, einsetzen. Wir können im Grau die Nuancen erkennen, das Weisse, das das Grau nicht schwarz sein lässt, wir können darin das Blau vermissen und ihm nachtrauern. Wir können im Moment der stumpfen Wahrnehmung in Traurigkeit versinken, oder das Vertrauen üben, das uns das Blau dann auch sogleich erkennen lässt, wenn es sich zeigt.

Wahrnehmung ist immer wahr. Es gibt keine Objektivität, die wir nützen können, wenn wir sie nicht subjektiv akzeptieren, erkennen, deuten, annehmen. Die Realität machen wir selbst. Und wir verkennen sie auch genau so selbst. Nicht leicht das Leben. Aber individuell. Und mehr selbstbestimmt in allen Gegenbenheiten, als wir meist glauben.
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