Montag, 14. April 2008

Virtuell

Der virtuelle Raum wird eigentlich meist als Gegenbegriff gebraucht. Er scheint ohne sein Gegenstück "real" oder "reell" gar nicht denkbar. Es ist der Versuch, eine Wirklichkeit zu beschreiben, von der wir doch annehmen, dass sie künstlich bleibt.
Wir haben für alle unsere Bewegungen im Internet Begriffe, die aus unserem wirklichen Leben stammen. Wir beschreiben physisch bebildert, was in einer verdrahteten Gedankenwelt passiert, in der wir "Surfen", "Diskutieren", "Treffen", uns "Verabreden".
Ein Netz ist es, in dem wir uns tummeln. Ein Datennetz, einerseits so fest verwebt, dass nichts verloren geht, andererseits mit so vielen Löchern, dass wir laufend verloren gehen können.
Und doch bekommen wir einen virtuellen Puls, wenn wir uns einlassen. Es gibt an jeder Ecke eine Gelegenheit, ein Ansprechen, dem wir uns verschreiben könnnen. Wir können kommentieren, Kontakt suchen. Richtig stellen. Provozieren. Wir können von weit her kommen, uns einmischen und in ein Haus eindringen. Unsere Spuren hinterlassen und die Füsse abwischen oder auch nicht, ungefragt, aber bitte, wenn die Tür nicht abgeschlossen ist? Wir können am Laufmeter eine Art e-mail-Kommunikation betreiben, uns genüsslich die Antwort überlegen, die Emotion hochkochen lassen und dann einen Gegenangriff starten.
Wir können auch einfach nur surfen, Information schaufeln, staunen, dass wir in fünf Minuten Tageszeitungenn aus allen Kontinenten auf den Bilschirm rufen können. Wir schaufeln Information, schaufeln Daten, ohne dass es je Wissen werden könnte. Wir gleichen Studenten, die sich ins Studium stürzen und von allem etwas hören, auch sich eine Meinung bilden daraus, denn schliesslich diskutiert man mit.
Eine Art Bildungs-Bürgertum wird vielerorts diskutiert, sobald man der virtuellen Welt eine Realität geben will, und wer will das nicht. Denn wir wollen uns zurecht finden in allen Welten, die wir entdecken. Und wir wollen Spuren hinterlassen, so bald wir denken, dass ehrbar sein kann, was wir tun.
Es ist faszinierend und erschreckend zugleich, welches Echo wir haben können, welche Vervielfältigung sich einstellen mag, vielleicht, und was wir wohl dafür tun müssen? Und bei alledem blasen wir unser Ego auf oder tragen es schlaff im nassen Sack hinter uns her, schon lange, bevor wir es bemerken.
Die reale Konsequenz virtueller Erfahrungen - wir tragen sie mit uns selber aus, fernab der Tastatur...
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Ein richtig guter Text!
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