Sonntag, 21. September 2008

Seele

Wir mögen mit unserem Körper fühlen, riechen, sehen, hören, mit unserem Geist denken. Doch woher kommt die Stimmung, in der wir das tun? Was beeinflusst unser Glück, was lässt uns unser Glück erkennen und wie definieren wir es – und warum?

Woher kommt die Verbundenheit von Menschen, die sich immer wieder in der einen Frage treffen: Wer bin ich? Und: Woher komme ich, wohin gehe ich? Ein glücklicher Mensch ist jemand, der in seinem Leben einen Sinn erkennt. Er kann bei sich selbst wohnen, ist in seinem Körper daheim und begegnet seinen Gedanken mit einer guten Stimmung.

Woher kommen unsere Gefühle? Sie mögen biochemisch in ihrer Entstehung erforschbar sein, aber weiter bringt uns das nicht wirklich. Dennoch ist die Seele der Ort, wo wir mit uns ausmachen, ob eine Aussage wahr ist oder nicht. Hier, in unserer gefühlten und empfundenen Mitte spüren wir jenseits aller Gedanken unserem Selbst nach und wissen ganz für uns allein in aller Stille (der Geist ruht), was nicht übertönt werden kann durch den Lärm und Aufruhr der täglichen Unwägbarkeiten: Es gibt einen Kern in unserem Wesen.

Die Seele lässt sich mit Gedanken, mit Logik, mit Esoterik nicht knacken, aufbrechen. Sie ist jener Teil in uns, der vor der vergehenden Zeit keine Angst hat. Sie kennt die Zeit, als hätte sie diese erfunden. Und wir spüren diesem Inneren in uns nach, weil wir ganz unbestimmt fühlen, dass sie uns der Trost und Hort ist, in dem wir all unser Rennen und Kämpfen aufgeben können, weil wir in uns selbst ruhen und erfahren dürfen, dass das wahre Fortkommen im Loslassen liegt: Die Zeit gehen lassen können, vergehen, in ihr leben, ohne Sorge für das Morgen, lebendig, in dem wir jede Hektik aufgeben und in der Stimmung der inneren Geborgenheit wach werden.

Geist

Wir? Ich? Was ist das eigentlich? Was sind unsere Vorstellungen wert? Alles und nichts vielleicht, sollten wir sie daran messen, wie real das ist, was wir in unseren Gedanken aufnehmen, hin und her wälzen und einordnen.
Wir formen Welten in unseren Gedanken. Unser Geist versucht, sich Bilder zu machen und uns die Welt zu erklären. Wir wollen, wir müssen uns oreintieren.

Es gibt Menschen, die alles auf unsere Hirnströme zurückführen. Alles, was wir uns an innerer Mitte denken, ist nur eine Produktion unseres Hirns. Imagination, die wir gewissermassen gegenständlich machen. Wir geben ihm eine Form. Woher aber kommt der Impuls, Sinn erkennen zu wollen? Die Gedanken sind ja nur das Ergebnis davon. Woher kommen denn unsere Fragen? Wessen Geist sind sie?

Wenn jemand geistreich ist, einen lebendigen Geist hat, was meinen wir damit? Er besitzt einen wachen Verstand. Ein heller Kopf. Ein Mensch, der nachdenkt, sich seine Gedanken macht und ihnen in Worten, Bildern oder Tönen eine Gestalt gibt, sie formt und mitteilen kann.
Gedanken treiben uns um, lassen uns abwesend erscheinen. Sie sind nicht reif, um besprochen, gesprochen zu werden. Sie werden gewälzt. Sprechen wir sie aus, so ist es, als würden wir sie ablegen. Und dabei einen neuen aufnehmen.

Was aber macht unseren Geist aus? Warum wird uns eine Frage eingegeben? Unser Geist ist eine Art Gefäss, in dem die Eindrücke aller unserer Sinne sich mit unserem Verstand verbinden sollen. Je nachdem, wieviel Kontrolle wir für unsere Sicherheit zu benötigen glauben, dominiert die Ratio mehr als das Gefühl. Wir leiten Frage und Antwort daran ab. Bleibt unser Geist wach und wollen wir leben, wird er immer damit zu rechnen haben, dass ihn eines Tages eine ganz neue Frage oder eine uralte neu und viel stärker umtreibt, als wir es je vermutet hätten.
Bis zu jenem Punkt, wo unser Geist das Denken aufgeben möchte, weil dahinter Wahrheiten warten, für die wir im Geist keine Bilder haben, sondern vielleicht nur noch Farben oder ein Gefühl, das Gedankenleere erträgt. Geistig ganz real.

Körper

Nüchtern betrachtet, ist unser Körper einfach mal ein Gefäss, eine Hülle mit Inhalt. Das besondere an ihm ist, dass sein Inhalt lebt. Er bildet eine Art Universum, ein Perpetuum Mobile, dessen Antriebsenergie nur zu erahnen scheint, der sich abnützt, ja, aber nur sehr langsam, wenn auch schnell genug, dass wir darüber klagen mögen. Wir, die wir in diesem Körper wohnen, wie wir gerne sagen, tun uns oft schwer, eine richtige Beziehung zu ihm aufzubauen. Wir finden ihn, seit es Spiegel gibt, meistens nicht besonders schön (wenn es unser eigener ist) oder werden umgekehrt magisch von ihm angezogen (wollen Sie oder Ihn in diesem fremden Körper erobern). Das Fremde an ihm soll vertraut werden, die Berührung, die Wärme suchen wir, und es ist, als würden wir dabei ein wenig Versöhnung feiern mit "uns selbst", dem eigenen materiellen Ist, in dem wir uns für unsere Umwelt manifestieren und in das hinein wir fragen: Wer bin ich?

Alles in diesem Körper, was Materie ist oder scheint, ist viel flüssiger, als wir glauben. Alles pulsiert, erneuert sich laufend, jede Zelle befindet sich im beständigen Wandel, und das einzige, was sich zu ändern scheint, ist die Fähigkeit zu diesem Wandel, das Tempo der Erneuerung. Mit dem Altern wird gleichsam der veränderte Wandel spürbar…

Dagegen erscheint uns so mancher Körper statisch, tot. Ein Stein, ein Kunststoffteil. Ein Gebrauchsgegenstand wie ein Tisch. Wir formen Körper, malen sie an, lackieren oder imprägnieren sie. Wir wollen das Beständige an ihnen noch verlängern, verewigen. Wir finden selten Trost im Bewusstsein, dass alles geboren wird und stirbt. Wir wollen erhalten, konservieren, anhalten, was nicht angehalten werden kann. Wie weit ist unser Hang zu Besitz das Ergebnis dieser falschen Wahrnehmung?
Unser Körper ist in seiner ganzen Erneuerungsfähigkeit und Wandelbarkeit, in seinem pulsierenden Leben, für das er uns in jeder Zelle ein Gleichnis zeichnet, der erste Zugang zu uns selbst. Mag er uns noch so fremd erscheinen.
Logo

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Für Ihre Post:

Selber Stichwortgeber(in) sein? Anregungen? Kritik? Mail an
kurt [at] thinkabout [.] ch

Letzte Kommentare

warum nicht mal etwas...
warum nicht mal etwas zynisch sein in dieser welt mit...
bonanzaMARGOT - 2016.03.26, 14:12
Schock
Ich hab mich von dem Schock noch gar nicht erholt,...
Josef Mühlbacher (Gast) - 2015.09.25, 18:52
Lob
Dankeschön. Das ist aber nett!
Thinkabout - 2014.08.08, 03:01
Ein richtig guter Text!
Ein richtig guter Text!
iGing (Gast) - 2014.08.07, 23:12

Status

Online seit 6240 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2016.03.26, 15:31

Credits


Allerhand Sachen
Gemeinschaft
Global
Göttliches
Mensch
Natur
Zum Blog(gen)
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren