Samstag, 11. August 2007

Gratwanderung

An keinem anderen Ort hat man einen so guten Überblick und eine so gute Fernsicht wie auf einem Grat - und nirgends ist es so wichtig, den Blick vor allem auf den nächsten Schritt und damit auf den Boden vor sich zu richten...

Die Aussicht geniessen - das sollte man also stehenden Fusses tun, während einer Rast, wenn der Boden Sicherheit gibt und der Wind einem nichts anhaben kann.

Gratwanderungen sind nichts für Übermütige. Sie erfordern oft ein Risiko, und nicht immer ist dieses Risiko die Mühe wert.
Manchmal führt aber auch kein Weg am Grat vorbei. Dann heisst es, auf die eigene Balance vertrauen, sich seiner Schwächen, aber auch seiner Stärken bewusst sein. Den Blick nicht in die Tiefe richten, sondern auf das Ziel fokussieren, die Füsse vor einander setzen, nicht hastig, nicht zögerlich, zügig, tastend, behende, ausbalanciert mit dem ganzen Körper:

In der Gefahr sind alle unsere Sinne und Fähigkeiten auf die eine Aufgabe fokussiert. Am Ende, am Ziel kann der Stolz gemischt werden mit der Dankbarkeit, dass alles gut gegangen ist.

Gratwanderungen und Seiltänze, die nicht nötig sind, bieten vielleicht einen Kick - aber sie kommen mir immer auch vor wie eine unverantwortliche, egoistische Herausforderung des Geschicks. Und am Schluss lacht man allen glücklichen Umständen ins Gesicht und fühlt sich unbesiegbar. Hasardeure sind mitten in der Natur meilenweit von derselben entfernt. Sie schleppen ihre eigenen Defizite an Lebendigkeit in die Berge, befestigen sie notdürftig an Seilen oder Fallschirmen und lassen sich fallen...

Zuhause recken sie die Hälse auf der Suche nach der Bewunderung.

Da bin ich lieber der Wanderer, der im Schatten des Grates dem Wind zusieht, wie er über mich hinweg pfeift und in der Nähe die Wolken fort schiebt.

Dafür hege ich aufrichtige und sehr kindlich-glückliche Bewunderung...
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