Tag- oder Nachtträume? Ein traumloser Schlaf - wie erholsam ist er, weil er meist sehr tief ist... Ein Tag ohne Träume - verspricht er nicht das bessere Leben? Wer nicht träumt, muss sich zwangsläufig mit dem IST arrangieren.
Jeder kennt wohl diese komische Art Halbschlaf, vielleicht am frühen Morgen oder in der zweiten Nachthälfte auf jeden Fall, aus dem man immer aufwacht oder besser aufschreckt, mit den Traumfetzen im Kopf. Dann sinkt man nieder und möchte weiter schlafen, und fast wie im Zwang denkt man sich in den Traum zurück. Und es dauert lange, bis man daraus wirklich hoch kommt - oder in tieferen Schlaf ermattet zurück sinkt.
Doch Träume müssen nicht quälen. Wir meinen mit ihnen ja viel mehr die unerfüllten Sehnsüchte, die uns durch den Alltag begleiten. Jeder hat sie, die Träume. Sie sind ein Zeichen dafür, dass wir vom Leben etwas erwarten. Und dann sind sie gut. Vor allem, wenn wir uns auf die Träume konzentrieren, die zwar weit weg scheinen, aber nicht völlig unrealisierbar sind. Es ist sehr viel mehr möglich, als wir denken.
Wer Träume nur in den Händen dreht wie ein Schmuckstück, das eh nie einem selbst gehören wird, quält sich hingegen nur.
Träume - sie drücken sehr viel aus über unsere Sicht auf unser Leben. Was gefällt uns daran, wovon wünschen wir uns weg, aber gründlich? Was kann ich ausser dem Wünschen noch dafür tun, dass es so kommt?
Träume, die Realität werden, haben oft sehr viel mit Handeln zu tun.
Bildhaft gesprochen: Wenn ich davon träume, einen Frosch zu küssen, der dann ein Prinz wird, dann muss ich in Gottes Namen ein paar Kröten busseln...
Aber eben, mit gewissen Träumen ist es so, dass es uns reicht, wenn sie in den Hochglanzmagazinen visualisiert werden. Der Glamour wäre ja nicht derselbe, wenn er plötzlich greifbar wäre.
Also schön auf Distanz bleiben - und die Ahnung haben, dass es ein besonderer Traum wäre, im schönsten Traum schon jetzt zu leben.
Vielleicht würde es uns nicht im Traum einfallen, aber nur im ersten Moment:
Es ist doch erstaunlich Vieles zum Guten bestellt, sobald ich den Lärm der Forderer und Quängeler in mir verjage und aussperre.
Thinkabout - 2007.05.15, 19:15
Der Moment, in dem aus der Anonymität tritt, was bisher im Stillen reifte. Exposition. Der Organisator meinst Ausstellung, der Künstler fürchtet Blossstellung. Das Geschaffene ist nie gut genug. Nicht genügend hingeschaut, nicht fertig, nicht...
Oder ist das der Amateur?
Den Künstler drängt es ja auch nach vorn. Er will zeigen, was er sah, bildete, gestaltete, schaffte. Er will kommunizieren. Und dafür muss er sich ausstellen. Denn das Zweiergespräch reicht nicht. Die Kunst will Öffentlichkeit. Zuvor ist sie Übung, Schatz vielleicht. Bewunderter Schatz könnte sie werden, wenn die Ausstellung eine Stellung schafft, der Künstler einen Namen bekommt. Dabei setzt er sich doch nur grad mal zu uns auf die Bank. Ich denke, sagt er, und es ist eine Momentaufnahme wie bei uns allen. Aber da er sich das mit sehr viel mehr Leid und Verve und Inbrunst und Ernsthaftigkeit oder auch Leichtigkeit zutraut, sieht er mehr, und kann mich an der Hand nehmen. Der Aussteller wird Sprachrohr
- meiner Wut, meiner Freude, meines Hoffens, Sehnens, Fragens.
Wenn das in der kleinen Kammer oder im lichtdurchfluteten Atelier dem eigenen Geist und dem tiefen inneren Zagen Abgerungene den Besuchern eine Orientierung wird, ein Funkenschlag zwischen zwei Nervenenden, und sich daraus ein eigenes Thema weiter spinnt und trägt, dann weiss der Künstler, dass er wieder in seine Kammer will, weil sie eine Türe hat, durch die er wiederkommen kann.
Menschen berühren zu können, ist etwas Wunderbares. Dafür muss man sich an sie heranwagen. Eine Hand, die sich ausstreckt, kann auch abgeschüttelt werden. Öffentlich. Das kann sehr weh tun.
Wer ausstellt, um zu verkaufen, muss mit geschürzten Lippen leben können, die noch nicht mal stumm bleiben.
Wo beginnt Kunst? Eine Ausstellung in der Gemeinde - ist das Folklore, Handwerk, oder Kleinod, Elixier, Zeuge der Kunst und Kreativität, die in uns allen geborgen liegt.
An jeder Wand kann der Zeuge eines Genies stehen - Schatzsucher könnte man da doch werden, und würde doch immer in erster Linie sich selbst herum tragen. Am eigenen Nasenspitz vorbei das Grosse zu sehen, ist nur dem offenen Geist möglich.
Und wenn die Leute gemütlich feststellen, dass die Bilder gefallen? Ist das dann Handwerk, wie ein nett gestrickter Pullover, sorgfältig, oder ist es Seelenwärme, die das eigene Innere mit Kunst übersetzt?
Thinkabout - 2007.05.14, 18:58
Was einem so am Muttertag auf den Tisch flattert... Und doch ist, nüchtezrn betrachtet, das Thema allen näher, als sie glauben. Denn jeder kennt folgendes:
Das Ding, den Gegenstand, den man ausgesucht schön findet. Von dem man gepackt und angzeogen wird. Man liebt dann das Design... Woher kommt die Hinwendung und Anziehung an Gegenstände, ein Schuhwerk, ein Material der Bekleidung? Ismen sind Stereotypen, die sich bilden, also weit über das Verhältnis eines geneigten Betrachters hinaus gehen. Eine Anziehung, die gefangen nimmt, endloses, uferloses Faszinosum gar?
Wir lächeln da vielleicht gern und stellen uns Typen vor, die mit langen Regenmänteln durch den Wald huschen, oder, um genauer beim Typus zu bleiben, mit Feldstechern in dunklen Fensternischen kauern mögen.
Heute werden die Fetische ja offener ausgelebt, Street Day sei Dank, z.B., sofern dafür zu danken ist. Denn eigentlich wird nichts besser dadurch. Eine Fixierung bleibt eine Einschränkung. Sie kann bedient werden, vielleicht gar genossen. Der Aussenstehende wird es trotzdem vielleicht gar als krank empfinden - und selbst eine Frau vielleicht nur dann attraktiv finden, wenn sie in Pumps geht statt in Ballerina-Schuhen. Oder umgekehrt.
Ich habe noch nirgends eine gescheite (oder viel eher lebensnahe) Erklärung für das Entstehen von Fetischen gelesen, und so denke ich, dass hier wie bei vielem anderen auch alles in bester Ordnung ist, wenn zwei Menschen miteinander damit bestens umgehen können, es vielleicht zu teilen vermögen - und zu geniessen. Dann wird jede Diskussion überflüssig - und banal, unqualifiziert, wie dieser Eintrag auch.
Was mir gefällt, ja mich fasziniert, muss niemand anderen beunruhigen - so lange ich ohne diesen Teil von mir nicht partout gar nicht mehr sein kann. Denn dann kann ich nicht mehr teilen, nur zuschauen, fragen - und ganz bestimmt nicht die Antwort kriegen, die mir weiterhilft.
Einem Fetisch wird eben sehr oft mehr zugedacht, als er auch für den Faszinierten leisten kann. Denn Fetische werden überladen, übersteigert, wie alles, das scheinbar Wirkung erzielt.
Und plötzlich frage ich mich: Wird am Ende alles, was an die Öffentlichkeit gezerrt wird, WEIL es Erregung bringt (ablehnende oder bejahende) gerade dadurch zum Fetisch, dass die "Öffentlichkeit" es zum goldenen Kalb macht?
Thinkabout - 2007.05.13, 19:45
Gibt es das auch schon? Dabei haben doch eben erst die Berichterstattungen über die Kundengruppe Frauen im Hobbymarkt stattgefunden. Ziemlich logisch allerdings, dass Senioren zumindest gleichzeitig wie Frauen zum Thema werden. Aber Entschuldigung, hier geht es ja nicht zuletzt um Marketing. Und das ist erfunden worden, um unnötige Dinge möglichst grossen oder passenden Zielgruppen als nötig plausibel und dann dringend notwendig erscheinen zu lassen.
Wenn das allerdings dazu führt, dass die Konsumtempel zukünftig wieder auf 1000 qm Platz finden statt auf 3000, dann möchte ich noch so gerne Senior sein...
Zu welcher Zielgruppe gehöre ich eigentlich? Mit knapp 45 werde ich z.B. vom Fernsehen in der Zielgruppe der 16-49 jährigen noch knapp erfasst. Was heisst, dass ich in der undefinierbaren Masse beinahe untergehe.
Morgen ist Muttertag. Gäbe es einen Seniorenfachmarkt bei uns, so wäre er mogen geschlossen. Gäbe es zwei, so hätten sie vielleicht auf, Mamagerecht von zehn bis siebzehn Uhr, und ich könnte mit meiner Mutter nach dem ultimativen Teil für das Handwerkerkästchen im Stubenbuffet im Altersheim forschen. Was dort noch fehlen könnte? Der Akku-Schrauber, um sämtliche elektrischen Installationen oder deren Abdeckungen aufzuschrauben, wenn man oder frau sie schon nicht zu bedienen weiss, weil sie einfach zu kompliziert geworden sind?
Wenn ich da an meinen Videorekorder denke...
Aber die Alten werden ja immer fiter (fitter?), während die Werktätigen immer müder werden. Zumindest kommt mir das so vor, wenn ich sehe, dass im Altenheim die Besucher vor den Bewohnern einschlafen an der Weihnachtsfeier. Dafür könnten allerdings die Rentner im nächsten Jahr mit Material aus dem Seniorenfachmarkt vielleicht eine Zusatzbühne zimmern, auf der dann ein Nägelwetteinschlagen in Buchenholz Qualität 1a, unlackiert und unbehandelt, über eine Extraportion Dessert entscheidet. Aber halt, das ist an Weihnachtsfeiern ja nicht üblich. Nur, was ist schon üblich, in Jahrzehnten vorausgedacht?
Mir sind eigentlich die Senioren lieber, die ihre Söhne begleiten in den Fachmarkt, um dort die richtigen Hölzer auszuwählen oder so. Aber wahrscheinlich liegt es ja an uns Söhnen, dass Seniorenfachmärkte nötig werden. Wir glauben, keinen Rat zu brauchen. Also schaffen sich die Väter ihre eigene Welt. Auch im Konsum. Bzw. sie wird ihnen vorgeschlagen.
Niemand geht der Gesellschaft so auf den Grund wie das Marketing.
Thinkabout - 2007.05.12, 13:09
Er hat was erben können. Früher wurde das nur geflüstert. Wahrscheinlich, um den Neid in der eigenen Stimme zu kaschieren. Mittlerweile erbt die Generation, die schon in Wohlstand aufwachsen durfte - oder zumindest ohne Notstand, grosso modo. Mittlerweile ist erben also Volkssport. So richtig glücklich dabei zu werden, ist trotzdem nicht leichter als bei einem Lottogewinn. Erben bedeutet meist Streit, oder zumindest die Bestätigung, dass man Verwandte hat, um sich seine Freunde zu verdienen.
Und der Vererbende, der auf sein zu verteilendes Erbe hinweist, ist für den Aussenstehenden allenfalls peinlich, für den Erben in spe. aber schlicht mühsam, demütigend, entwürdigend oder lächerlich - je nach zwischenmenschlichem Pegelstand. Wobei die Betonung wohl auf "Zwischen" liegt.
Geld macht eben nicht glücklich. Vielleicht macht es einmal unabhängiger, nachdem man zuvor gelernt hat, dass es eigentlich dazu da ist, andere abhängig zu halten. Manches Erbe wird also sehr teuer erkauft, obwohl es vielleicht "gratis" ist und nicht mal Steuern bezahlt werden müssen (sind an immer mehr Orten abgeschafft).
Ich habe einen Tipp:
- Das Erbe gar nicht erst zur Erbschaft werden lassen! Damit meine ich:
Selbst geniessen und den anderen die gute Laune schenken, also dabei nicht den Eifer derjenigen entwickeln, die zu hecktischen Kompensierern an der eigenen bisherigen Mangelleiderei werden.
- Verteilen, so lange man sich noch an der allenfalls geschenkten Freude selbst erfreuen kann. Bitte nicht so handeln, wenn man Gefahr läuft, sich in der Folge über den Verbleib des selbst Ersparten zu ärgern...
- Unbedingt selbst noch verteilen, wenn man sich am Ärger bestimmter Menschen gütlich tun könnte, nur schon, um dem Vorwurf auch posthum nicht ausgesetzt zu sein, man hätte sich feige vom Acker gemacht und quasi heimlich jemandem ans Bein gepinkelt.
Was schreibe ich auch so Vieles daher? Wie Sie es selbst machen, kann es verkehrt oder richtig sein. Alles Geld der Welt reicht wohl nicht aus, alle Wirkungen der Erbschaft voraussehen zu können. Aber das kann ja dann getrost auch anderer Sorge sein, auch wenn Sie sich das noch nicht so recht vorstellen können.
Thinkabout - 2007.05.09, 19:35
Heute ist wohl mehr die Frage: Kannst Du kochen? Nicht mehr: Kannst Du GUT kochen? Dabei ist kochen als Kunst wohltuend kreativ und demütig haltend im gleichen Atemzug: Die produzierte Kunst ist vergänglich. Ich kann mich zwar an ein göttliches Mal erinnern, noch lange, vielleicht für immer. Dann steht definitiv für mich fest: Die Person X ist eine göttliche Köchin. Aber das Geschaffene: Es ist längst den Weg allen irdischen gegangen. Man mag sich das gar nicht vorstellen... So viel Mühe für einen kurzen Genuss. Mühe? Selbst nach Rezept kochen ist als kreative Kunst wunderbar belebend. Wie das Mischen des richtigen Farbtons bis zum finalen Pinselstrich. Das sage ich als Bewunderer, nicht als Künstler. Ich bin der Konsument. Aber ich gehöre zu jenen, die achttausend Liebeslerklärungen per Kochtopf erhalten haben. Unübertrieben.
Dabei mag ich jene Künstler, die bei der Sache bleiben, ihre Demut nicht verlieren. Heute habe ich von der Bedeutung des Goldes im modernen Design gelesen - und tatsächlich, da verwendet doch tatsächlich ein Idiot Goldspäne als Dekoration für ein Menu.
Diejenigen Köche, die das Unmöglichste mit dem Sinnvollen kombinieren wollen, um partout selbst originell zu sein, sind die Verräter an der Kochkunst: Der Koch ist meiner Meinung nach vielmehr der Botschafter natürlicher Lebensmittel, ein Vermittler, ein Trailführer, der mich lehrt, was im scheinbar Bekannten Wunderbares verborgen liegt.
Eine Tomate ist nicht einfach eine Tomate. Höre es und schmecke es und begreife es.
Der Koch ist der erste, rezeptiv sinnlich kreative Entdecker vorhandener Wunder. Ein Forscher und Künstler. Ein Wohlfühlmensch in seiner eigenen Welt, der liebt, was er tut. Das macht ihn zum glücklichen Künstler, etwas, was seinen verwandten Gattungen viel weniger selbstverständlich eigen ist.
Ein Schriftsteller kann ein getrieben Suchender sein. Essen aber möchte ich, was gefunden wurde. Eine Empfehlung zum Genuss. Weit ab von jedem Kitsch. Natürlich Kunst.
Was für ein herrliches Seufzen das auszulösen vermag!
Thinkabout - 2007.05.08, 14:25
Das Schweizer Miliz-System kennt die allgemeine Wehrpflicht. Der wird zwar heute nur noch bedingt nachgelebt, stehen doch heute sehr viele junge Männer mit 19 vor der plötzlichen Erkenntnis, ernsthaft in der Entwicklung beschränkt zu sein, psychisch instabil oder gar schwule Regungen zu verspüren bzw. sich nicht mehr ausreichend bücken zu können, um die Schnürsenkel zu binden. Der Armee ist es recht, denn längst hat sie keinen so hohen Bedarf mehr, trotz Pillenknick. Einen veritablen zivilen Ersatzdienst gibt es bis heute bei uns nicht in ernst zu nehmender Form.
Ich bin ein Menschenfreund. Ich liebe das Leben und alle Lebewesen. Und ich tue das Menschenmögliche, dass kein Krieg herrscht zwischen mir und meinen Nächsten. Gibt es aber Krieg, so muss ich mir eingestehen, dass ich mit allen idealistischen Idealen und dem Banner der hoch gehaltenen Nächstenliebe ich nicht zusehen könnte, wie sich jemand darum foutierte und meiner Familie oder vor allem meiner Frau ein Leid antun würde. Ich würde mich wehren. Bis zum Äussersten. Damit zu leben, fiele mir immer noch leichter als mit Untätigkeit. Für meine Nächsten könnte ich zum Äussersten gehen.
Das ist die Realität des Krieges die praktisch nur Opfer kennt. Und ich wäre eines von ihnen, mittendrin. Denn ich bin Soldat geworden, und dann gar Offizier. In unserem System gibt es die Möglichkeit, Soldaten zum Unteroffizier zwangszuverpflichten. Und da ich nicht viereinhalb Monate meines Lebens wegschenken mag, kann ich auch nicht aufs Maul und die Augen hocken, wenn Ungerechtigkeiten passieren. Die ach so Redlichen, die im Militär 17 Wochen lang Ferien vom Menschsein gemacht haben, um nicht aufzufallen, habe ich nicht ausstehen können.
Sie haben es sich und anderen damit nicht wirlich leichter gemacht, waren danach aber wenigstens aussen vor...
Unter dem Strich hat mich das Militär nicht weniger menschlich gemacht. Und doch bin ich froh, im einzugsfähigen Alter in einem friedlichen Europa gelebt zu haben - und noch immer da leben zu dürfen.
Thinkabout - 2007.05.07, 13:31
Die Schweiz ist ein Volk von Vereinsmeiern. Sagt man. Vielleicht organisiert er sich gern. Oder gibt einfach seiner Freizeit gerne eine Struktur, ist gerne Schaf in der Herde. Warum aber es schlecht reden, den Verein auf dem Dorfe? Will ich gar nicht. Alles ist gut, was uns Entspannung finden lässt vom Alltag, und ein Miteinander fördert. Das ist Kultur, fürwahr, ganz egal, was auf der Fahne steht. Oder fast egal.
Wie immer, wenn mehr als Zwei zusammen stehen, und man alos so was wie einen Kreis bilden kann, steckt Freude und Krux darin. Es gibt auch Vereine, ja es ist jedem Verein eigen, dass er auch Identität schafft durch das Dazugehören - und damit auch eine Abgrenzung gegen die anderen schafft.
Wer nicht in Vereinen mittun mag, sträubt sich nicht zuletzt gegen die organisierte Fröhlichkeit oder Ernsthaftigkeit, sieht darin ein Diktat.
Vielleicht sind da Sportvereine unverfänglicher? Der Ball muss ins Tor, da hat Ideologie oder auch nur schon der Verdacht in die Richtung einfach keine Chance, ist nur lächerlich. Bis man dann die Kommentare an der Seitenlinie hört...
Vielleicht sind Vereine aber einfach Ausdruck eines alten, weisen Idealismus: Wenn ein paar Köpfe zusammen was treiben, wird daraus ein Gruppenprozess - und schwupps bist Du gar nicht mehr so weit von Statuten entfernt.
Benimm-Regeln, wie man sich gibt auf dem Dorf, wer wo mitmacht oder sich zu fein ist... Vereine sind auch ein Abbild der Dorfkultur, vielleicht wird dort sogar die Politik gemacht. Die, welche alle angeht und am Schluss spürbar ist, wenn die zusätzlichen Parkplätze am Strassenrand aufgemalt werden - oder eben nicht.
Die sog. Grümpelturniere - ich sag' Euch, das ist das beste Argument PRO Dorfvereinkultur. Wenn die Schwinger gegen die Tischtennisspieler um den Fussball-Dorf-Pokal tschutten, dann ist die Welt in Ordnung und harmlos - weil nix wichtiger ist, als das Warum, weswegen der Kari mit seinem Bewegungstalent (sic!) soeben ein Luftloch geschlagen hat, statt den Ball ins Tor.
Thinkabout - 2007.05.06, 22:00
Manchmal werden wir aufgefordert, einen zu schreiben. Nur, weil wir einen Job haben wollen. Oder schlicht brauchen. Wir lernen, wie so was auszusehen hat, wie wir es auflisten, was hinein gehört, und was nicht, und was sich gut macht, was weniger.
Eigentlich eine Zumutung. Was geht es wildfremde Menschen an? Und doch listen wir auf, was wir gelernt haben, als würden wir uns Orden an die Uniform heften. Wir lernen, uns gut zu schreiben, und dabei machen wir vielleicht die Erfahrung, dass wir schon weniger oder schon mehr an uns geglaubt haben.
Wir sehen da Jahreszahlen stehen und Prüfungen, und vor unserem Auge läuft die Zeit ab, in der wir da lebten, die Haut, in der wir steckten, und wir fühlen vielleicht nochmals den Frust, der dazu gehörte, oder die Hoffnungen, die wir damit verbanden.
So ein Lebenslauf kann gar nicht nüchtern genug sein, dass er nicht ganz persönlich wäre. Und im Grunde bleibt er es ja auch, Gott sei Dank. Denn alle diese letztgenannten Dinge stehen nicht drin, im Rapport unseres Lebens. Aber der Arbeitgeber, die Kollegen, die Untergebenen wie die Chefs bekommen es geliefert, wenn sie mich anstellen. Alle meine Erlebnisse, Frust wie Lust, nehme ich mit in jede neue Lebenssituation.
Und darum ist so ein Lebenslauf in erster Linie eine stumme Liste unseres Lebens, eine Hülle, die nicht atmet, aber von einem Menschen erzählt, der genau das möchte, und Gott sei Dank muss jemand anders beurteilen, ob es mir gelingt oder nicht. Dumm nur, dass daran ein Job hängt und diejenigen, die entscheiden, das auch spüren, dieses Problem, und so hält man sich am Schluss eben lieber an die Orden auf der Uniform als an das Bauchgefühl über das Fleisch und Blut, das in der Uniform verpackt ist.
Wir enttäuschen oder erfüllen unsere Erwartungen am Ende ja auch immer selbst. Da sind wir autonom. Vor allem schon bei den Erwartungen angefangen. Denn nicht alle, die wir so rapportieren und herbeten, sind wirklich unsere eigenen, könnten es aber sein. Ja vielleicht sind sie es überhaupt nicht, sollten es aber werden.
Vielleicht möchte ich den Job gar nicht, und das beste daran ist der Lebenslauf, zu dem ich genötigt werde, den ich gar nicht aufsetzen möchte und zu dem die spannendste Frage lautet, warum ich es denn nicht möchte?
Der Lebenslauf ist eine Liste von Irrtümern, Fehlern, Misserfolgen, Enttäuschungen? Vielleicht. Aber er ist vor allem ein Leben. Und erzählt von seinem Lauf. Er erzählt, die wie ein Mensch von A nach B kommt, also das Auto, das er fährt, oder die Mittel, die er dazu sonst benutzt. Aber wer er ist, an diesen Zielen, auf diesen Etappen, das erzählt er nicht. Dazu muss man ihm begegnen. Und ich kann Dir dabei nur erzählen, was ich von mir selbst gelernt habe. Oder glaube. Indem ich Dich erahnen lasse, wo ich wirklich bin, und was ich erfahren, nicht nur angelernt habe, werde ich zum Mit-. Arbeiter, -Glied eines Teams. Bin ich eigenständig. Für Dich ein Treffer, oder auch nicht. Aber nie nur eine enttäuschte Erwartung.
Ich bin ein Wunder. Sie auch. Es lohnt sich, das weiter zu denken und nicht zur Utopie werden zu lassen. Denn immer ist es möglich, dass zwei Lebensläufe so zusammen finden, dass sie wirklich am gemeinsamen Punkt ankommen und sich dann weiterhelfen.
Thinkabout - 2007.05.06, 13:58