Samstag, 5. Mai 2007

Unterwäsche

Gleichzeitig werde ich gefragt, wie denn und was denn der durchschnittliche Schweizer so kaufen mag als Unterwäsche...? Keine Ahnung, Weiss auch nicht, ob ich da durchschnitt bin? Wenn gehofft wird, wir würden Jute bevorzugen, wenn möglich mit Baumharz-gestärkten Nähten, dann muss ich enttäuschen und glaube dabei sehr wohl im Namen aller Schweizer sprechen zu können, zu dürfen.
Zu meiner Schande gestehe ich, dass ich auf die Wahl meiner Unterkleider sehr wenig Zeit verschwende. Wenn ich Impulskäufe tätige, dann bei Unterwäsche. Im Multipack darf es sein, als Aktion. Bitte keine schwabbeligen Bermudas und der Tanga zwickt auch nicht nur im Auge der Betrachterin...
Während wir für die schönen Damen zwangsläufig einen schnittigeren Namen finden mussten und deshalb ganz natürlich "Slip" eingedeutscht haben, bleiben uns die Boxer-Shorts. Zum Boxen möchte ich damit allerdings nicht gehen, und kann sich eine(r) das Schmunzeln nicht verkneifen, kann ich das auch verstehen. Das einzige Mittel ist, wenn Du denn schon mal in Unterwäsche, wenn möglich noch mit Socken (!) erwischt wird, schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen - per schnell runter oder hurtig was drüber.
Ich glaube, es geht dabei auch um den Bauch und die generelle fehlende Proportionalität zwischen Bein(chen) und Wampe.
Also bleibt die Orientierung am Praktischen: Zwicken darf nix und ausleiern auch nicht. Nix schlimmeres als eine Short-Variante, die nach zwei Mal Wäsche zu schlabbern beginnt. Erinnert fatal an das Eigenleben anderer Falten...
Aber wenn's nicht zwickt und gut sitzt, ist die Unterhose im Wohlgefühl auch für mich ein Slip (Yes!) und der Beginn eines Tages, der mich so fit sehen wird wie noch selten zuvor, so gerade nach der Dusche und ohne jeglichen Schweiss vergeblicher Liebesmüh (keine falschen Gedanken, bitte, das bezieht sich auf alle Aufgabenstellungen, und die Liebe sollte ja nicht gerade eine Aufgabe sein, nicht wahr, oder zumindest nicht als erstes und bei diesem Thema).
Warum habe ich jetzt nur über die Unterhose geschrieben? UnterWÄSCHE war doch das Thema...

Freitag, 4. Mai 2007

Neubeginn

Was man anfängt, bringt man zu Ende. Oder fängt es neu an, bis es gelingt?
Ich bin so erzogen worden - oder hatte ich es einfach in mir drin: Was du beginnst, ziehst du durch. Oder woher hatte ich das?
Da waren die Erwartungen, die man nicht Enttäuschen wollte. Der Support, der geleistet wurde - also wird die Ausbildung nicht leichtfertig aufgegeben - und es ist fast nichts da, was Gründe liefern würde, dass es nicht leichtfertig wäre... Und doch habe ich es getan. Hingeschmissen. Neu angefangen. Etwas ganz anderes. Und damals wurde ich erwachsen. Erstmals war es mein eigenes Ding, und zwar der Neuanfang, kurz nach dem Abbruch.
Dieser Abbruch, der ein Bekenntnis war und der frei machte für den Neubeginn.
Neu beginnen können, ist eine Gnade. Eine Chance. Sie kommt nicht immer wieder. Und dennoch können wir niemals Garantien einholen, dass es diesmal anders kommen wird als beim letzten Versuch.
Wer in Beziehungen einen Neubeginn wagt, hat Altes erkannt und glaubt, es beseitigen zu können. Oder würde Neubeginn heissen, das Alte, Störende endlich akzeptieren zu können, den Partner nicht ändern, verändern zu wollen und das schon als Liebe zu bezeichnen. Es ist für den Partner kein Neubeginn, wenn ich ihm die Chance gebe, sich nach meinen Vorstellungen zu verändern...
Neubeginn bedeutet in jedem Fall Vertrauen. Vielleicht neu vertrauen, nachdem es missbraucht wurde, dieses Zutrauen. Es gibt dazu keine Alternative. In der Partnerschaft nicht, und im Selbst-Vertrauen auch nicht. Sonst kann ich keine Ziele verfolgen, die höher liegen als der Punkt, auf dem ich momentan stehe.
Ich muss mich aber mit keinem Neubeginn gegen die Gravitation stemmen. Nicht mal vorübergehend. Zum Neubeginn gehört auch das Neusehen des Bestehenden. So wird manch Altes vielleicht nicht neu, aber vertrauter, gegenwärtig, akzeptiert, Basis, auf dem gelebt werden kann und auch gelassen. Die Energie, die dabei frei wird, mag dann sehr wohl Neues möglich machen...

Donnerstag, 3. Mai 2007

Briefkastenonkel

Der Begriff beinhaltet gleich zwei Assoziationen, die mir sehr angenehm sind:
Einen Briefkasten aufsuchen, etwas in seinen Schlitz werfen, loslassen, auf die Reise schicken, voll gepackt mit Erwartungen - und sei es nur die, verstanden zu werden oder kund zu tun, dass ich selbst verstehe. Im Briefkasten sind alle die vielen Gedanken mit drin, die in den Briefen wohnen, alle die Vorstellungen, wie es sein wird, wenn die oder der den Brief aufmacht, mit den Fingern vielleicht gar, weil nicht gewartet werden kann, bis ein Messer, eine Schere oder gar ein Brieföffner auftaucht.
Und der Onkel, diese gütige Figur, von der ich gerne mehr gehabt hätte, oder zumindest einen, der nicht fern war und selten auftauchte. Einen Onkel zu haben, mit auf der Nasenspitze sitzender runder Brille, über die er Dich Kind mit garantiert gütigem Lächeln ansieht, und für den Du einfach der Star bist, wann immer er für Dich Zeit hat. Der Bruder des Vaters oder sonst einer, der sie kennt, die vermaledeiten störrischen Eltern, ein bisschen ist wie sie, aber doch eben mein Anwalt, der mich versteht und vermittelt. Gäbe es mehr Onkel, Mediatoren wären nie erfunden worden. Die sind sowieso meist so unnütz wie Anwälte. Aber mit den Onkeln ist das was anderes.
Im Internet bin ich manchmal durch meine Blogs ein bisschen der Briefonkel, und nicht selten beklage ich mich ein wenig darüber, wofür ich mich nicht wenig schäme. Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass ich es nicht offiziell bin, sondern für diese Inhalte schon viel Kraft verbrauche, und wenn mir dann auf persönliche Mails das Echo fehlt, werde ich ranzig um die Seele und bitter, und dann kann ich mich selbst am Allerwenigsten leiden.
Es gibt sie aber, die Briefkastenonkels, die auf das Gute in ihren Botschaften vertrauen können und jede Zuschrift als neue Herausforderung annehmen, zwischen den Zeilen lesen und da auch schreiben können. Nicht nur in Bravo sind sie Gold wert, und wir lesen da gerne mit, sind immer auch ein bisschen Ratgeber und Ratsucher und manchmal auch Voyeur (was es nicht alles gibt!). Der Briefkastenonkel aber, der die Menschen liebt, tut das in jeder Zuschrift aufs Neue, und das Wunderbare ist, dass er das auch zeigen kann, in jeder einzelnen Antwort. Stellen Sie sich zudem vor, dass er daneben so manche Antwort verfasst, die nicht veröffentlicht wird. Es ist nicht leicht, diese Wanderungen über die Nasenspitze hinaus zu tun und dabei den Bauch stets so lebendig zu fühlen, dass man es zulässt, ein Stück weit so beansprucht zu werden, als tränke jemand aus meinem Glas, bis es selbst wieder gefüllt werden muss.
Ein guter Briefkastenonkel, so stelle ich es mir vor, hat selbst gute Onkels, muss sie haben, oder einen Überonkel, der auch über allen BriefschreiberInnen steht und gewissermassen über jeden Versuch des Ratens und Verstehens seine schützende Hand hält. Sonst ist doch jeder Rat, den wir alle geben, irgendwie anmassend, oder nicht?

Mittwoch, 2. Mai 2007

Vergessen

Vergessen gehen. Aus dem Gedächtnis fallen. Nicht erinnert werden. Wir vergessen, was noch zu tun gewesen wäre. Wir fallen anderen ins Wort, weil wir sonst Angst haben, zu vergessen, was unbedingt noch gesagt werden muss....
Wir leben alle in dieser unserer heutigen Welt, in der es eine Phrase bleibt, wenn wir sagen: Wenn's wichtig genug ist, wird es Dir wieder einfallen. Nein! Wie soll ich darauf vertrauen?! Abgesehen davon werde ich älter, habe Stress und darum schlicht einfach keine Zeit, die Margarine später extra kaufen zu gehen, wenn ich sie jetzt vergesse.
Wieviele Menschen habe ich vergessen? Wem wollte ich jetzt noch schreiben? Schon lange. Ich weiss. Ich habe es immer wieder vergessen. Warum? Einen Brief schreibe ich nicht eben mal rasch, nur weil die Person mir einfällt. Und für den zusätzlichen Aufwand, für die Hinwendung, fehlt mir die Zeit, und ja, im Moment gerade vielleicht auch die Lust. Ist das schlimm?
Ja und Nein. Ehrlich ist es, wie immer, wenn man dabei niemandem in die Augen schauen muss. Aber auch traurig, weil das, was ich dann statt dessen tue, nicht zwangsläufig mehr Gehalt für mich hat und mich mehr ausfüllt.
Und doch gehen mir Menschen nur dann vergessen, wenn sie sich entfernen. Ihre Bilder in meinem Kopf werden schwächer, und wenn sie wieder auftauchen, schrecke ich irgendwann nicht mehr auf oder meine Seele regt sich nicht mehr. Ich lasse das Boot, in dem sie sitzen, abwärts gleiten...
Ähnlich kann ich vielleicht vergessen, was mich verletzt hat. Ich kann die Gedanken irgendwann in ein Boot setzen, zu diesen Menschen, und irgendwann auch in Gedanken nicht mehr dazu steigen, sondern es gleiten lassen. Wir fahren auf dem gleichen Strohm, es begegnet mir also immer wieder, aber ich bekomme einen eigenen Rhythmus, und irgendwann kann ich den Gedanken ihren Lauf lassen und das Erinnern wird erst nicht mehr zwanghaft, dann umkreist es mich nicht mehr, und schliesslich ist es ein Teil einer Geschichte, die zwar nicht schöner geworden ist, deren Traurigkeit aber ein Teil meiner Weisheit wird, während ich vorwärts schaue in meinem Boot und die Kraft fühle, die den Planken gleitende Schwerelosigkeit beschert... ich schliesse die Augen und lasse die Gedanken fliessen, weggleiten, gespannt, welche neuen mich erreichen werden, dort vorn, hinter der Kurve...

Krawall

Ist brutalisierter Protest. Aus einem Widerspruch wird Unflätigkeit, aus dem Opfer der Täter. Der Krawall ist der erste Gegner der Demokratie, subversiver Untergräber jeglicher Protestkultur.
Wer krawallt, wallt im Rausch der Gewalt, wird zum Tier oder zum Prügler, zum Demolierer und Randalierer.
Der Krawallmacher ist wie das Kind, das weiter Zoten reisst, obwohl es weiss, dass es ihm Strafe einträgt. Oder deshalb?
Wer krawallt, ist nie allein. Krawall bedingt Publikum, will eine Bühne, reklamiert das Hinsehen. Und gleichzeitig wird jeder Krawall von der Möglichkeit getragen, in einer anonymen Masse unter zu gehen.
Krawallmacher sind die Feinde des Protests und rechtfertigen, was sie verhauen: Die Staatsgewalt.
Wir Hingucker machen ebenfalls immer etwas falsch. Wir sollten am ersten Mai gar kein Fernsehen schauen. In diesem Theater sind wir nicht mal Zuschauer. An 364 Tagen im Jahr können wir dann die Energie darauf verwenden, den 1. Mai nach seinem Ursprung als Feiertag möglichst überflüssig zu machen - oder eben zum Familienfeiertag.

Krawall ist in einer Gemeinschaft absurd. In einer offenen Welt gibt es nichts einzuschlagen und umzustürzen. Was uns da umgibt, ist nicht hart als Grenze, sondern fest als Leitlinie, und es gibt Weniges, was wir nicht alle beidseits einer Linie begehen könnten. Wer Krawall macht, gibt zu, nichts Besseres zu tun haben. Er ist ein Verlierer und auch darin noch eine Niete.

Wer schlägt, ist blind, und taub, obwohl er schreit wie verrückt. Wer zerstört, hat keine Argumente, grenzt sich aus, muss zur Besinnung kommen. Aus dem Krawall wird ein Krawumm, eine Art Bumerang, und irgendwann vielleicht ein Krawarum - eine Frage an sich selbst.

Wir räumen derweil auf, und vielleicht fragen wir uns trotz allem, warum unsere Gesellschaft solche Ausgeburten hervor bringt - nicht an Menschen, sondern an Handlungen dieser Menschen. Soviel Frage nach dem Hintergrund ist dann aber nicht eine direkte Folge des Krawalls, sondern ein Trotzdem. Allein den Besonneren zuzuschreiben.
Vielleicht wäre und ist dies die grösste Niederlage der vermummten Horden...

Dienstag, 1. Mai 2007

Zügellosigkeit

Wenn die Zügel los sind, galoppieren die Leidenschaften. Es ist ein Rausch, wenn urwüchsige Kraft sich bahn bricht und man plötzlich glaubt, die Welt erobern zu können - oder sich um sie foutieren zu können.
Nur ist es so ein Ding mit dieser Kraft: Das kräftigste Pferd wird müde und verwandelt seinen Galopp irgendwann in einen Trab. Und wir sind keine Wildpferde, haben den Umgang mit unseren Kräften nie in der Natur gelernt, und Lust und Konsum sind schlechte Ersatzoasen, um ein Joch abzuwerfen, das wir Vernunft nennen, während wir darin nur den Ballast und die Verhinderung unserer Entfaltung sehen, statt die Leitlinie, die Orientierung schenken kann.

Zügellosigkeit IST orientierungslos, prescht nur aus sich selbst hervor und braucht die Raserei, um sich nicht sichtbar vor den Kopf zu stossen. Wehe, diese Raserei läuft sich tot, es gibt keinen pelzigeren Nachgeschmack auf der Zunge als das Erwachen aus dem schönen bösen Traum. Und es ist eine Demütigung, dass es da kein Joch und keine Zügel mehr braucht, um uns erledigt am Boden liegen zu sehen...

Auch der Schlaf ist dann ein anderer. Er birgt andere Träume als wenn er von der Arbeit Erholung bieten soll, oder von der friedlichen, mit sich Einklang suchenden Kontemplation freier Zeit.

Wer die Zügel nicht fortwirft, sondern sie aufhängt, bevor er losprescht in die Freiheit, wer ein gutes Verhältnis zu den Lehren hat, die das Leben Notwendigkeiten nennt, der braucht keine Verschwendung an Kraft, um Freiheit zu fühlen. Er zügelt vielleicht gar seine Leidenschaften, will nicht das Pferd sein, das die Zügel fortwirft, sondern zum Kutscher vordringen, der sie lenkt.

Selbstzügelung bedeutet Lenkung, und wenn diese Kutsche dann Fahrt aufnimmt, ist der Lohn eine andere Form von Rausch des Fortkommens, der Geschwindigkeit, einer gelenkten Kraft, die an einem Ziel ankommt und einen Rhythmus kennt von Tempo, Verausgabung, und Ruhe, Erholung.

Was, wenn wir das Reisen wirklich lernen und so unseren nächsten Tag begehen?

Ich gehe jetzt mal die Zügel fetten, die ich so kenne und mit denen ich ganz gut gefahren bin bisher...

Bergwanderung

Sie sind Teil des Horizonts, des Panoramas, von Wolken verhangen oder glänzend im Sonnenlicht. Staffage, schöne Zier. Aber Städter wie ich finden selten die Energie, sich in die Berge zu begeben. Dabei ist eine Bergwanderung nicht einfach mühsam, anstrengend. Sie ist in jedem Fall vor allem eine Konzentration auf eine Unternehmung, fordert eine Bündelung von Energien und setzt Adrenalin frei - und das ohne jegliche Kitzelung von Gefahr.
Denn das Tolle am Wandern in den Bergen ist, dass diese keine Zähne zeigen müssen, um ihre gewaltige Kraft zu zeigen. Wenn Du zwischen Bergflanken hindurch läufst, Dich vielleicht umkehrst und den Weg zurück blickst, auf dem Du gekommen bist, wenn Du im regelmässigen Tritt Höhe gewinnst und dabei den Blick auf den Weg gerichtet hältst und all die Moose siehst, die zwischen Steinfurchen hindurch drücken, dann siehst Du uns spürst Du die Macht der Natur und die Schöpfungskraft, die diese Dinge geformt hat und weiter formt.
Ich glaube, es ist vor allem das Element der Zeit, das ich dabei ganz anders erlebe, das mich am meisten fasziniert: Was sich über Jahrtausende und Jahrmillionen gebildet hat und weiter verändert, wird von mir während einem Wimpernschlag begleitet, und für eine Millionstelsekunde dieses Wimpernschlags bin ich nun genau in diesem Bewusstsein inmitten dieser gewaltigen Ewigkeit, die in sich wiederum nur ein Wimpernschlag in einem noch grösseren Kontext ist.
Und ich bin unterwegs mit einem Freund: Dieses Wandern ist mir das Liebste. Denn dieser Millionstel-Wimpernschlag, der in der Bewusstwerdung seiner Winzigkeit auch einzigartig ist, ich möchte ihn mit einem Freund erleben und diesen Moment nicht mit irgendwem teilen.
So wie wir uns für diesen Tag verabredet haben, so wie wir uns die Zeit reserviert haben, um der Zeit zu begegnen, so trug und gemeinsame Zeit hierher und wird uns auch wieder hinunter tragen. Und weiter. Wir werden immer wieder ein Stück miteinander gehen und uns erzählen, was wir zuvor gesehen haben und was wir hoffen, noch zu entdecken oder was wir suchen, vermissen und ersehnen.
Und wir können auch einfach still werden und uns irgendwo auf einen solchen Moosflecken setzen, der sich nicht grämt, just für unseren Hintern Jahrzehnte gewachsen zu sein...

Sonntag, 29. April 2007

Muskelkater

Diesen Kater kennt jeder. Warum eigentlich haben unverarbeitete Anstrengungen körperlicher wie flaschengeistlicher Art männliche Synonyme? Es heisst nicht Muskelkatze und man ist am Morgen nach dem Fest nicht verkatzt. Der Abend war eventuell für die Katz, aber nachwirken tut der Kater...

Aber immerhin ist der Muskelkater ein schönes Bild für eine bestimmte Strategie der Erholung und Verarbeitung (zu grosser?) Anstrengungen:
Die Lösung heisst nicht, sich nun flach zu legen. Nein, es gilt, genau das zu tun, was schon weh getan hat. Nach dem Wandern ist vor dem Wandern, und darum heisst es, die Beine bewegen, auch wenn es schmerzt, und eventuell nicht nur beim Treppensteigen.
Nur tun wir es jetzt, im Muskelkater, mit Bedacht, und die Muskeln, von denen wir normalerweise nicht wissen, dass wir sie haben, werden dabei wie von Nadeln gestochen.
Vielleicht wäre es das nächste Mal ja auch eine gute Idee, nach der Anstrenung direkt ein bisschen locker auszulaufen?
Aber eben, wir nehmen uns einfach nicht die Zeit. Nicht fürs Einlaufenund nicht fürs Auslaufen.
Wir gehen mit unseren Ressourcen nicht sorgfältig um, und im Grunde ist der Muskelkater ein sehr gütiger Lehrmeister, der uns lehren will, das zu ändern. Denn er setzt ein, bevor etwas gerissen oder wenigstens gezerrt ist.
Er hat nur eine Gefahr: Dadurch, dass er weh tut, verkrampfen wir uns und bewegen uns unnatürlich. DA müssen wir durch und genau dem nicht ausweichen.
Ein wenig wie beim Beziehungskater, wenn ein Gespräch einfach sein muss. Oder wenn zum Üben einfach das Scheitern, das immer wieder Erfahren der Grenzen gehört.
So, wie wir unseren Körper verstrecken und verzerren könnnen, so ist auch nicht jede Strapaze in unserem Kopf sinnvoll. Wenn wir uns über ein Problem den Kopf zermartern, kriegen wir vielleicht Kopfweh, oder Schlaflosigkeit. Also immer schön schauen, dass geistige und seelische Muskelkater-Beschwerden nicht chronisch werden... Das Stechen in ALLEN Nervenbahnen muss nämlich nicht anhalten...

Brunch

Das Morgenmittagessen für Tagverschläfer. Oder kennen Sie einen deutschen Ausdruck dafür? Wir sagen Zmozmi dazu ("Zmorgä-Zmittag").
Ein schöner Brauch, um den Tag so richtig subversiv zu verfaulen, nicht wahr. Erst steht man nicht auf und dann kocht man nicht zu Mittag. Dafür sitzt Du dann um so länger am Tisch.
Ein Brunch kann aber durchaus in Arbeit ausarten, in der Vorbereitung. Was sich da alles dafür zaubern lässt...
Sitzt man dann aber, am besten auf der Terrasse, an einem schönen Frühsommertag, die Temperatur angenehm, noch nicht heiss, so richtiges Kurzhemdwetter eben, dann lässt es sich wunderbar sitzen. Und an nichts anderes denken als an den nächsten Bissen und allenfalls noch daran, was man unbedingt noch probieren sollte.
Die Küche bleibt heute kalt, Freunde, da geht niemand zum Abwasch. Wir bleiben jetzt sitzen und quatschen, bis die Luft abstirbt. Und dann? Dann räumen wir ab, fahren eine neue Runde frischen Espresso auf und packen die Sonntagszeitung auf den Tisch. Heute ist sie herrlich dick und endlich mal Zeit, sich durch ALLE Bünde hindurch zu lesen.
Hast Du DAS gelesen? Oder wie findest Du denn DAS?

Klapperndes Geschirr, der Nachbar soll nur neidisch werden, vor allem aber feiere ich meinen Tag - mit Dir, mit der ich das alles auch so gerne vorbereitet habe, voller Vorfreude.

Nichts ist daran eigentlich besonders. Es ist so herrlich unaufgeregt. Eine programmatische Aktion für das Verweilen. Für ein Essen, bei dem man spürt, was man isst, und nicht nach wenigen Minuten fertig ist und wieder aufsteht.

Eine Begrüssung des Magens zum Tag, der Geschmacksnerven, ein prickelndes Frohlocken in der Nase. Kaffee hat schon immer herrlich geduftet, aber heute rieche ich es endlich mal wieder.
Und wenn man dann abräumt, die gemeinsame Frage: Warum machen wir das nicht öfter?

Die eigentlichen Sensationen des Lebens liegen doch viel näher, als wir glauben.

Samstag, 28. April 2007

Freundschaftsband

Das unsichtbare Band der Freundschaft, das doch unzerreissbar scheint. Es ist ein schönes Bild für die mögliche Tragfähigkeit einer freundschaftlichen Beziehung zwischen Menschen. Mein Freund, wir haben ein enges Band geknüpft zwischen uns. Es hat viele Glieder, an denen wir mit einander geflochten haben. Manchmal hat einer von uns aus eigenem Antrieb besonders viel Liebe investiert, um es zu festigen. Immer aber war es uns ein Bedürfnis und die Verlässlichkeit, das Wissen um die gegenseitige Unterstützung ist uns eine Quelle der Stärkung.
Wir sind verschieden, und doch müssen wir uns nicht erklären. Wir haben in unserem Band wie Nervenbahnen eingelegt, mit denen wir uns stillschweigend verstehen. Keiner von uns muss beim anderen nachfragen: Habe ich Deine Unterstützung? Deine Freundschaft? Hast Du mich gern? Liebst Du mich? Wir wissen es. Wir wissen um einander. Und doch finden wir es nicht unnütz, es uns dennoch immer wieder zu sagen. Denn das Band will gefettet sein, gepflegt, gestärkt.
Ein Freundschaftsband, ein Ring, ein Bändchen ums Handgelenk - manchmal will man nach aussen und doch nur uns vertraut zeigen, was uns verbindet. Eine Halt schenkende Bindung, die kein Gefangensein ist, sondern eine Stütze, eine Seilschaft in unwegsamem Gelände.
Ich habe aus der Sommerveranstaltung mit dem Dalai Lama ein geweihtes Bändchen von ihm ums Handgelenk getragen, bis es - aus ganz dünnem Faden - nach mehr als zwölf Monaten schliesslich abgefallen ist. Es hatte sich aufgedröselt, entzwirnt, war brüchig geworden, die Farben ausgebleicht. Mit seinem Abfallen habe ich es innerlich abgelegt, nicht bei Seite, sondern an seinen Platz. Kein Freundschaftsband zwar, aber ein inneres Band der Stärke, das ich wiederum mit Freunden teile -und das vielleicht neue Zeichen kennen wird, die ich zeigenwill. Was mir davon in mir geschenkt ist,hält mich nicht wie ein Band, sondern wie ein Senkblei, das meinen Schwerpunkt stärkt. Und die Erfahrung der Freundschaft ist ebenso ein solches Fundamentteil - veränderbar bleiben äusserliche Dinge, die wir aus unserer Mitte gestalten - so wie das Gedicht der Liebe, das wir immer wieder neu schreiben mögen.

Freitag, 27. April 2007

Vorhänge

Früher habe ich mich immer über die Holländer gewundert. Dass sie die Vorhänge nicht zuziehen, oder besser, oft gar keine haben, schien mir immer exotisch - und war vielleicht, absolut formuliert, genau so falsch wie jedes andere Cliché. Da hat man also ein Fenster, um Durchblick zu haben und Licht - und dann hängt man Stoff davor, damit eben genau diese beiden Dinge fehlen oder zumindest eingeschränkt werden.
Ich sehe Dich, aber Du mich nicht. Bei Vorhängen funktioniert das gewollt, bei Glas und seinen Spiegelungen oft umgekehrt. Heute mag ich keine Vorhänge mehr. Ich lasse mir in die Wohnung schauen. Wenn ich sie dann ziehen will, die Vorhänge, dann ziehe ich mich bewusst zurück, für mich und und andere da sein wollend, und nur für die. Ein Vorhang ist aber auch eine Couverture für etwas Besonderes. Er öffnet den Blick auf eine Bühne. Vorhänge können alos auch aufgehen. Den Blick frei geben. Sie können fallen, ein Ende ankündigen. Sie können glänzen wie Samt oder schimmern wie Chiffon, können durchsichtig sein und doch nicht, wie ein Brautschleier.
Vorhänge geben vielleicht so einen Zauber zurück, den wir längst verloren haben, da wir gewohnt sind, alles an die Oberfläche zu zerren.
Wir ziehen uns aus, hängen uns vor die Vorhänge, gerade im Internet.
Scheinbare Anonymität ist nicht wirklich eine solche: In allem tun und lassen bieten wir immer ein Abbild, eine Szene, vor die wir keine Vorhänge ziehen könnnen, die verhindern könnten, dass wir uns selbst im Grunde sehr genau erkennen können. Und kein Vorhang ist so dicht, dass dahinter nicht unsere Antriebe erkennbar wären. Ein Windhauch, und plötzlich hebt sich ein Saum, weil wir ein Fenster offen liessen.
Vielleicht zerrt ihn jemand weg, den Vorhang, überrumpelt uns, reisst ihn nieder. Nicht gut, nicht schön und eine Verletzung, die nicht rückgängig zu machen ist. Da kannst Du ihn danach so lange Du willst, wieder aufhängen, den Vorhang. Er verdeckt nichts mehr, wirkt nur noch lächerlich.
Darum ist der wichtigste Vorhang wohl der, der uns in unserem Innersten vor Nebensächlichkeiten bewahrt, vor Verzettelung, wenn wir mal auf der Bühne der eigenen Seele stehen. Es gibt Vorhänge, hinter die wir selbst blicken können, und wo nur noch das Auge unseres Schöpfers mit uns sieht. Vielelicht zeigt er uns sogar die versteckten Vorhänge und hält uns fest, wenn wir Angst haben, mit uns selbst allein auf der Bühne zu stehen - oder im versteckten dunklen Raum.
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